seelisch Erkrankten ausübten, wenig oder gar nichts an zusätzlichen Lebensmitteln erhielten.

Größte Sauberkeit herrschte überall. Darauf sah man in Theresienstadt in erster Linie. Hing doch von der Sauberkeit und Ordnung die ganze Gesundheit des Menschen ab.

Das Ordinationszimmer, worin die Ärzte und zwei Schwestern sowie eine Hilfsschwester nebst Ordonnanz tätig waren, ist ein Raum genau in seiner zweckdien­lichen Ausstattung wie die großen Sprechstuben in den Großstädten.

Gemessen an dem Anfang der Theresienstädter Be­legung, wo es an den einfachsten, sanitären Einrichtun­gen mangelte, ganz abgesehen von den so notwendigen Medikamenten für die epidemisch auftretenden Krank­heiten, war es jetzt ein Idealzustand zu nennen. Das Gesundheitswesen hatte sich so weit entwickelt, daß, sowohl in der Ambulanz, wo die leichteren Kranken( die gehfähigen) behandelt wurden, wie auch in den Kranken­häusern mit dem geschulten Schwestern- und Ärzte­personal, für die Besserung der Kranken eher Gewähr geleistet werden konnte als vor einem Jahr.

Zwar forderte der Tag immer noch Hunderte von Opfern, viele Tausende im Monat.

Die Leichenträger liefen von morgens bis abens un­ausgesetzt mit ihrer Bahre über die Straßen, worauf die Leichen, nur notdürftig mit einem Fetzen Zeug ver­hüllt und immer irgendeinen unbedeckten Körperteil sehen lassend, lagen.

An den Anblick mußte man sich schon gewöhnen. Schlimmer war es, wenn man einen vermeintlich Schla­fenden auf der Straße aufwecken wollte, und er plötz­lich beim Anrühren zur Seite fiel: ein Toter.

Auch häufig traten Todesfälle während der Vertei­lung bei der Essensausgabe ein. Der Tote wurde dann schnell zur Seite auf die Erde gelegt und später von den Leichenträgern abgeholt und in die Aufnahmestation gebracht.-

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