,, Was soll ich quasseln, das besorgst du genug, Knoop. Mein Brot jungt auch nicht, friß nicht soviel, dann kannste deine Lunge schonen. Da fällt mir ein, Knoop, biste nicht gestern bei ihm gewesen?"

,, Bei meinem Vetter, kein Gedanke. Meinste, ich werd' dem Brot schenken? Nein, hier hat sich ein Luder' was abgeschnitten. So ein Biest schleicht sich an meinen Brotsack."

,, Mir kannste gestohlen werden, Mensch, laß mich in Ruh'!"

,, Erwisch ich die Kanaille, so kann sie was erleben, der dreh' ich den Hals um."

,, Heimweh, hab' ich, Heimweh", stöhnte die achtzig­jährige Frau Fleischmann unter Kittys Bett dazwischen, ,, ich will zu meinen Kindern."

,, Halts Maul, Alte! Grein nicht den ganzen Tag."

,, Die Soße ist großartig, Frau Gerschlowitz, hier in diesem Napf ist sie. Halten Sie sie fest und lassen sie's nicht fallen. Haben Sie die Kartoffeln schon hineinge­schnitten?"

,, Danke, Frau Bär, man hat es mir gut zurechtgemacht, aber eine ganz kleine Portion ist es nur", erwiderte die blinde Frau Gerschlowitz. Jetzt suchte die Blinde krampfhaft ihren Brotbeutel, zerrte und rückte an ihren Sachen, die sich alle im Bett befanden, bis Kitty schlaf­trunken die Augen öffnete und fragte, ob sie ihr helfen dürfe. ,, Ich bin so hungrig und finde den Brotbeutel nicht." ,, Hier", rief sie und zog ihn schnell hervor. ,, Aber essen Sie ja nicht zuviel davon, sonst müssen Sie wieder den letzten Tag hungern."

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,, Gehen Sie zur Ambulanz heute, Frau Bergner?, so nehmen Sie mich doch bitte mit." Es war die Nachbarin zur Linken, Frau Heinemann. Sie sah Kitty fragend an. ,, Frau Heinemann, es ist besser, der Blockarzt Dr. Wolf behandelt Sie weiter. Warum wollen Sie in der schlech­ten Luft des Wartezimmers stundenlang sitzen, das ist doch gewiß kein Vergnügen."

,, Aber der Blockarzt weiß ja keinen Rat mehr. Von

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