geheure Last des Schicksals weiter tragen. Niemand kann sich einen Begriff davon machen, wie schwer es ist, an einem Orte zu leben, wo fremde Menschen, fremde Sprachen und ein fremder Himmel einen umgibt, ganz abgesehen von all' den anderen schlimmen Dingen. Wie schrecklich war die Freiheitsberaubung, das enge Zu­sammenwohnen, die geringe Kost mit dem ungeheuren Vitaminmangel und zum Schluß noch das viele Un­geziefer. Ja, diesen Kampf mußte man jeden Tag wie­der neu aufnehmen.

Entweder konnte man vor Hunger nicht zur Ruhe kom­men, oder man schlief wegen der vielen Wanzen und Flöhe, die wie wahre Völkerscharen an den Decken, Wänden und Bettstellen herumliefen und allen den Schlaf raubten, nicht ein.

Ist es da ein Wunder, so fragte sich Kitty, wenn schließlich doch der Mensch verzagt und die Flinte ins Korn wirft? Kitty war jetzt aufgestanden und über die Straße gegangen. Auf die Dauer war es doch noch zu kalt, um länger als eine halbe Stunde auf einem Fleck zu verweilen. Die Männer drüben auf der Straße, die Kohlen einschaufelten in die Keller der Kasernen, wo Tausende und aber Tausende von Menschen verpflegt wurden, machten einen betäubenden Lärm. Dazwischen tönte der Pfiff einer Lokomotive vom nahen Bahnge­leise. Es wurde fieberhaft gearbeitet in Theresienstadt, überall. Seit einem Jahr war Kitty nun hier in Theresien­stadt gefangen. In der Zwischenzeit hatte sich manches verändert. Hauptsächlich die Arbeiten auf der Straße und die Einrichtungen in den Blockhäusern waren vor­geschritten, auch der Barackenbau hatte sich außer­ordentlich entwickelt, und die kleinen Häuser waren wie Pilze aus der Erde geschossen.

Das Bahngeleise zog sich jetzt bis zum Ende des Lagers hin, dort wo hohe Holzwände dieses von der Außenwelt abschlossen. Dahinter lagen die Häuser und Parkanlagen der Familien der SS - Leute, Mannschaften, Offiziere. Der Lagerkommandant wohnte mit seiner

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