war an der linken Seite angebracht und dort festgena­gelt. Ein ganz schmaler Gang an der einen Wand des Zimmers diente zum Hinaus- und Hineingehen, und ganz vorne an dem kleinen Ausbau war ein winziges Eckchen freigelassen, wo sich einer nach dem andern waschen konnte. Die Primitivität war natürlich so groß, daß man sich weder drehen noch wenden konnte, sondern fast seitlich durch diesen Gang schlüpfen mußte.

Ach, an all dieses will Kitty jetzt nicht denken. Augen­blicklich ist ihr so wohl ums Herz. Es ist ja Frühling. Und mit dem Frühling kommt neues Hoffen, neues Ver­frauen zurück und steigert den Lebensmut, der immer wieder verschwinden will.

Ach, man sollte sich aber doch wohl freuen, wenn man nach langer Krankheit endlich genesen ist. Das bißchen Schwäche, was zurückgeblieben ist, wird vorübergehen, und dann kann man wieder, Gott sei Dank, arbeiten. Die Arbeit ist ja die größte Wohltat, das größte Glück, das man in der Gefangenschaft haben kann. Sie hilft das brennende Weh lindern, das man unausgesetzt fühlt, das Heimweh-, Heimweh nach dem Fleck Erde , worauf das Haus steht, in dem man geboren wurde.

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Nein, glaubt mir nur, überall kann man rasten, arbei­ten, seinen Vorteil suchen, aber Frieden hat man nur daheim.

Es gibt kein Bett, das so wärmt, wie das eigene, kei­nen Blick aus den Augen eines Menschen, der einem so ins Herz dringt wie der seiner Lieben. Man muß auch den letzten Atemstoß dort verlöschen lassen, anders kann der Mensch nicht in Ruhe sterben.

So betrachtete Kitty das Leben. Sie war heute den ganzen Tag allein gewesen. Helga war bei der Arbeit und konnte natürlich nicht vor Schluß ihrer Dienststun­den Kitty aufsuchen. Man durfte natürlich, wenn man so viel Zeit zum Nachdenken hatte, nicht immer die traurigen Gedanken Gewalt über sich bekommen las­sen. Immer schnürten die ungeweinten Tränen ihr das Herz ab. Aber sie wollte ja mutig sein, tapfer, die un­

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