das Theresienstädter Leben so reich war, zu über­winden.

Das erklärt auch den Grund, wie es kam, daß die jungen Frauen und Mädchen der arbeitenden Bevölke­rung trotz ihrer jämmerlichen Lage und des mangel­haften Essens immer noch frisch und tätig des Morgens den Gang zur Arbeit antraten.

Seit geraumer Zeit war der Marktplatz, sonst ein Park mit Blumenbeeten und Bänken, zu einer großen Arbeitsstätte umgewandelt worden, in dessen Mitte sich eine gewaltige Halle erhob. Dort wurden für die deut­sche Wehrmacht , speziell für die Luftwaffe, Maschinen und deren Ersatzteile hergestellt. Eine hohe hölzerne Planke schloß den weiten Platz in seinem gesamten Umkreis von den übrigen Straßen ab, auch die Wege rechts und links des Marktplatzes waren von Posten bewacht und nur für die Arbeiterschaft des Werkes zugänglich.

Infolge dieser Veränderung mußten alle Passanten, die in die Hauptstraße wollten, um ganz Theresienstadt herumgehen, auch Kitty hatte durch diesen Umweg eine halbe Stunde Zeitverlust und mußte sehr früh aufstehen. Kitty war von eigenartiger Schönheit.

Die feine, zarte Haut ihres Körpers glich den Blättern einer Blüte, die noch kein Hauch des Verwelkens be­rührt hatte. Sie war frisch, glatt und fest trotz aller Unbill der Verhältnisse. Die Grazie ihres Körpers prägte sich in jeder ihrer Bewegungen aus.

Herrliche Minuten und eine köstliche Erquickung ohne­gleichen waren die eiskalten Abwaschungen morgens, die alle Lebensgeister alarmierten.

Freilich waren diese Waschungen nur ein Ersatz für das früher gewohnte Bad mit Dusche. In Theresienstadt aber war es eine Wohltat, den ermatteten, geplagten, von nächtlichen Flöhen heimgesuchten Körper tüchtig zu frottieren.

Am frühen Morgen schritt Kitty ihrer Arbeitsstätte zu. Heute war es sehr frisch, und der Wind zerrte heftig

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