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Wenn du solche Gedanken hast, was soll ich erst sagen. Ich, mit meiner unansehnlichen Figur."

In der Tat war der Unterschied der beiden Freunde ein großer. Während Peter das Bild einer schönen Männlichkeit bot mit seinem gepflegten Außern, der großen schlanken Gestalt, war Hans in seiner Gesamt­erscheinung fast das Gegenteil. Er war nur mittelgroß, breit in den Schultern, sehr muskulös und derb zu nennen. Seine etwas kurzsichtigen Augen aber strahl­ten Herzensgüte aus und konnten im Eifer des Gesprächs wahre Feuergarben sprühen, dazu hatte er einen Schopf eigenwilliger, schwarzer Locken, die ihm ob ihrer Fülle wahre Höllengualen morgens beim Bürsten verursachten. Hans liebte nur glattes Haar und beneidete Peter um seinen blonden, schlicht anliegenden Scheitel.

Überhaupt war das Erbteil seiner jüdischen Vorfah­ren bei Hans unverkennbar. Jedenfalls was das Äußere anbelangte. Hans Anthonys Seele war treu wie Gold und Peter so vertraut wie seine eigene.

Sie waren von Jugend an Spielkameraden gewesen. Der alte Anthony hatte bei Ablieferung der Schuhe, er war Schuster, im freiherrlichen Schlosse stets den klei­nen Hans an der Hand mit sich geführt. Sogleich war Peter, sobald er die beiden unten gewahrte, in die Dienstbotenräume gestürmt. Der alte Anthony ließ sich den schönen, heißen Kaffee wohlschmecken, dazu durfte er noch knusperiges, goldgelbes Weißbrot essen. Zwi­schen seinen Knien geklemmt stand dann Hans und bekam die besten Bissen vom Vater ab.

Sobald er aber Peter erblickte, wand er sich sofort aus den väterlichen Knien heraus. Der hatte später seine liebe Not, die beiden Jungen aus dem Spiel von­einander zu trennen.

Viele Jahre gingen so hin, bis Peter die Universität bezog und Hans ein Handwerk erlernte.

Aus den Augen hatten sie sich trotzdem nicht verlo­ren. Sobald die Ferien heranrückten, wußte Hans in der Heimat die nahende Ankunft Peters bei Besuchen bes­

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