ser und eher als die eigene Mutter. Dann hielt ihn nichts am Platz. Er eilte durch die blumigen Wiesen, die wohl­bestellten Felder, die grünen Wälder zum Bahnhof und forschte auf dem Bahnsteig bei den ankommenden Zü­gen nach Peters hochgewachsener Gestalt unter den ankommenden Fahrgästen.

Später saßen dann alle auf der freiherrlichen Terrasse gemütlich zusammen und plauderten vergnügt, über­brückten die dazwischenliegende Zeit der Trennung schnell und waren, wie immer, ein Herz und eine Seele.

Frau Vagas war vernünftig genug, die Jugendfreund­schaft ihres Sohnes nicht zu stören, wußte sie doch, wie tief diese bei Peter Wurzel geschlagen hatte.

Das Angebot der Frau Baronin an den alten Anthony, eine größere Geldsumme zur Ausbildung seines Sohnes zusteuern zu dürfen, hatte der alte Schuster glatt abge­lehnt. Sein Handwerkerstolz richtete sich auf. Sie wären alle nur einfache Handwerker gewesen, und er wünsche nicht, daß sein Hans diese Bahn verließe, hochmütig über seinen einfachen Kreis hinauswüchse und über seine Vorfahren vielleicht verächtlich hinwegsähe. Auf dem Platz, wohin ihn Gott gestellt hätte, sollte er blei­ben. So der Meister Anthony.

Aber er hatte die Rechnung ohne Peter gemacht. Hansens ohnehin starkentwickelter Intellekt wurde durch den Verkehr mit Peter Vagas noch mehr angeregt. Unter seinem schwarzen Lockenhaar und hinter der weißen Stirn stürmten die Gedanken wie ein Bienenschwarm in wildem Wirbel durcheinander. Mal wollte er Rechtsan­walt werden, ein andermal Politiker oder Geschichts­professor, bis Peter ihn mahnte, nur ein Ziel ins Auge zu fassen. Für alles andere würde er schon sorgen. Weinend vor Freude war Hans dem Freund um den Hals gefallen. Welche Wonne, er durfte studieren!

Ein Glückskind war er von ganz besonderer Art. So wurde Hans Doktor der Philosophie. Die großen Denker hatten es ihm angetan. Tage und Nächte saß er über den Büchern Kants und Schopenhauers, aber auch

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