Ihr Lebenstrieb war erloschen. Bevor Kitty morgens in der Frühe fortging und ihren Dienst antrat, eilte sie hinüber auf die andere Seite des Zimmers, wo Frau Larson lag. Sie fragte sie nach ihren Wünschen und wie es ihr ginge, dann verklärte sich das Gesicht der Kran- ken, und sie hielt Kittys Hand in der ihren und sprach auch mitunter ein paar Worte in altgewohnter Güte.

Eines Tages übergab die Kranke ihr ein Album mit Photographien ihrer sämtlichen Angehörigen und bat sie inständig, es so lange aufzubewahren, bis sie ein- mal Gelegenheit hätte, es nach Brasilien ihren Kindern zu senden. Auch ein Notizbuch mit Adressen von An- gehörigen und Freunden händigte sie ihr aus und knüpfte die Bitte daran, wenn sie lebend die Gefangenschaft überstehen würde und dereinst in die Heimat zurück- kehren könnte, doch die Adressen zu benutzen und ihren Söhnen und Freunden zu schreiben. Hauptsächlich dachte sie immer nur an ihre Söhne und bestellte bei Kitty die letzten Grüße einer Mutter. Dann hatte sie noch in alter Güte sich immer wieder bedankt für die Liebe und Aufopferung, die sie ihr und ihrer Familie gezeigt hätte.

Tief erschüttert hatte Kitty dieser lieben, herzens- guten Frau alles versprochen, was sie von ihr wünschte.

Lange brauchte sie sich nicht mehr zu quälen. Das Auf und Ab ihrer Krankheit stand still. Die Erlösung kam ziemlich schnell.

Der Tod dieser Frau hatte Kitty tief getroffen.

Sie hatte nun schon eine ganze Reihe Menschen, die ihr nahestanden, zu Grabe geleitet, und immer wieder traten neue an deren Stelle.

Ein Grauen überfiel sie. Wie wird das noch enden? Wann würden sie aus der Gefangenschaft erlöst wer- den?

Eines Tages kam die Toilettenwache schreckerfüllt ins Zimmer gestürzt und meldete:Frau von Hell ist eben in der Toilette umgefallen. Sie ist so groß und schwer. Ich kann sie nicht allein hereintragen.

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