mer; darauf schrieb der Blockarzt Dr. Reben einen Krankenschein aus. Dann kamen die Männer mit der Bahre und holten das arme Fräulein ab. Der Abschied der Schwestern war herzzerreißend, und Kitty, welche mit ins Krankenhaus fuhr, konnte selbst die Tränen nicht zurückhalten.

In der gleichen Nacht ist Fräulein Loewenherz gestor­ben.

Nachdenken durfte man nicht. Jeder einzelne Todes­fall beschwerte das Gemüt. Und der Kreis der bekann­ten Gesichter wurde immer kleiner. Wieder war der Tod über die Schwelle des Zimmers getreten.

Die gute Frau Larson war nun völlig verwaist, wie leid tat das Kitty. Sie versteinerte förmlich. Stundenlang lag sie unbeweglich auf ihrem Lager.

Vergeblich versuchte Kitty den Lebenstrieb der armen, einsamen Frau wieder anzufachen. Aber alle ihre Be­mühungen waren umsonst.

Sie lenkte das Gespräch, wenn sie an das Lager der verlassenen Frau trat, auf deren Söhne in Brasilien und Afrika , die sie aus den früheren Erzählungen der Lar­sonschen Damen kannte, um ihr Interesse am Weiter­leben zu erwecken. Auch an die reizenden Enkelkinder erinnerte sie die Teilnahmslose. Wie sie wußte, hing die Großmutter mit fanatischer Liebe an diesen Kindern, und so versuchte Kitty auf alle erdenkliche Art, den Lebensfunken wachzuhalten.

Aber merkwürdig, es schien, als redete sie schon mit einer Verstorbenen. Keines ihrer Worte fand einen Widerhall.

Fünf Wochen nach dem Tode ihrer Schwester Martha erkrankte die Vereinsamte schwer, ebenfalls an Typhus . Damit war auch diesem Leben in kurzer Zeit ein Ende gesetzt.

Wenn Kitty mit den Speisen an ihr Lager kam und versuchte, ihr das Essen zu reichen, dann schüttelte sie den Kopf und biß die Zähne aufeinander, so daß es un­möglich war, die Speise in ihren Mund zu führen.

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