Plötzlich änderte er seine Taktik.

Ich habe immer gewußt, daß in Ihnen ein tüchtiger Kern steckt. Ich kenne ja meine Leute!

Er trat in die Nähe Kittys und wie unabsichtlich strich er ihr über ihren Arm und sagte:Wenn Sie wieder in den Hausdienst zurückkehren wollen, so können Sie die Ordonnanzstelle bei mir erhalten. Frau Silberstein zieht um und heiratet nämlich. Also überlegen Sie sich das!

Er reichte ihr die Hand und blitzte sie mit seinen schwarzen Augen an, dann öffnete er ihr die Tür.

Ganz verwundert, aber heilfroh, verließ Kitty das Büro und war glücklich, ohne Zwischenfälle davongekommen zu sein.

Sie ging darauf in das Zimmer und berichtete im Kreise der befreundeten Damen und Lenchens von dem über- raschenden Wechsel in ihrem Leben. Sie sei jetzt Schwe- ster in der Sudetenkaserne geworden.

Weinend vor Freude küßte Frau Larson sie und be- tonte immer wieder, wie glücklich sie sei, ihren Mann fortan in Kittys Obhut und Pflege zu wissen.

Hallo, Kitty, das nenne ich eine Überraschung. Nun wirst du aber wenig Zeit für mich übrig haben, rief Frau Böhme.Komm wenigstens jetzt zu mir, nutze deine freie Stunde bis morgen gründlich aus und widme sie mir, bitte!

Am andern Morgen, in der Frühe, war Kitty schon in den Krankenstuben der Sudetenkaserne tätig. Sie kochte starken Tee, Suppe aus Haferflocken und bemühte sich zunächst um Larson, der in der Nacht, nach Aussage des Wärters wieder sehr schlimmen Durchfall hatte.

Es gelang ihr nach vielen Wochen, das Leben des Kranken durch die unermüdlichen Kleinarbeiten einer Krankenpflege wirklich zu reiten. Doch er war noch sehr schwach. Jeden Morgen machte Kitty mit ihm Atem- gymnastik am geöffneten Fenster, um die Kräfte seines Herzens zu vermehren, danach ging sie, ihn vorsichtig am Arm führend, eine kurze Zeit auf dem Korridor auf

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