Kitty schaute seinem breiten Rücken nach und sah auf das ölige, schwarze Haar, welches in der Sonne glänzte.
Die Morgensonne überstrahlte die Terrasse und stand in völligem Widerspruch zu ihren trüben und aufgewühlten Gedanken. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Was hatte sie nur verschuldet, daß der Hausälteste einen solch' unberechtigten Groll gegen sie hervorkehrte. Sie war sich beim besten Willen keines Fehlers bewußt, und verzweifelt grübelte sie darüber nach, wie sie ihre Lage verbessern könne. Nach Beendigung ihrer Arbeit eilte sie auf ihren Platz zurück.
Unterwegs fraf sie mit der blinden Frau Michelsohn zusammen, und auf einmal stutzte sie. Urplötzlich wurde sie sich dessen bewußt, wie diese junge 25jährige Frau durch ihr sanftmütiges, bescheidenes Wesen und durch die Geduld im Ertragen ihres schweren Loses ihr gleich als Vorbild gedient hatte. Es war ihr gerade, als schicke der liebe Gott selber ihr diese Mahnung auf den Weg: nicht zu verzagen.
Frau Michelsohn war Lehrerin im Blindenheim gewesen und zusammen mit ihrem Manne nach Theresienstadt geschickt. Sie war immer heiter und zuvorkommend. Kitty ging auf sie zu und begrüßte sie.
"
, Wie geht es Ihnen, liebe Frau Michelsohn? Haben Sie schon ihren Spaziergang unten im Hofe hinter sich?" ,, Nein, ich warte auf meinen Mann, er muß jeden Augenblick hier sein."
Zusammen betraten die beiden Frauen das Zimmer, und jede ging zu ihrem Lager. Kitty begrüßte Lenchen Böhme.
77
, Wie froh bin ich, Kitty, daß du endlich da bist. Nun können wir doch einmal ungestört plaudern."
Kitty klagte Frau Böhme das brutale Wesen des Hausältesten.
,, Daraus mußt du dir nichts machen, wahrscheinlich verfolgt er irgendeine Absicht mit seiner Zurechtweisung, anders kann ich mir das gar nicht denken. Ich zum
50


