ten viele durch gütliches Zureden und durch Verabrei­chen beruhigender Mittel ihre Aufregung zu dämpfen. Leider gelang es nicht. Ihr lautes Schreien war dem Wachthund zu Ohren gekommen. Er kam hereingestürzt, trat auf sie zu, schüttelte sie und schrie sie wie besessen an, ruhig zu sein. Merkwürdig, das half wirklich! Kitty stand dabei und streichelte fortgesetzt der armen Frau den Kopf. Es konnte ja jede von ihnen treffen, und sie alle konnten in die gleiche Lage kommen. Wer stand dafür?

In der Frühe kamen Krankenträger und holten die wieder wie wild um sich schlagende Frau ab. Wohin?-

Der Wachthund Stehr kontrollierte jede Arbeit und wehe dem, der seiner Meinung nach diese nicht gut ge­macht hatte. Dann mußte er sie wiederholen. Jeder Hausälteste hatte sein Büro, das zugleich sein Schlaf­raum war und auch ein Bett enthielt, für sich allein. Der Hausälteste hatte für die Reinigung seines Büros Frau Böhme bestimmt.

Männer und Frauen schliefen getrennt, vorläufig we­nigstens, auch Eheleute. In späterer Zeit wurde es aber diesen gestattet, auf Böden zusammen zu schlafen.

Immer wieder brach bei Kitty die Freude durch beim Anblick ihrer neugewonnenen Freundin. Während die andern Frauen vergrämt und mißmutig ihren Tageslauf begannen, war Kitty schon früh auf, um zu ihrer Arbeit zu eilen.

Der hereinbrechende Morgen wurde also nur von zwei Frauen mit einigermaßen froher Miene begrüßt. Zwar war das Herz trotzdem nicht weniger schwer als bei den andern, aber sie ließen sich nun nicht mehr unter­kriegen.

Gewiß, sie sind alle entsetzlich elend hier die Gefan­genen, aber das Schicksal muß ertragen werden.

Frau von Hell saß auf ihrem Lager in majestätischer Größe und schnitt aus Wollstoffresten nach einem Mu­ster künstliche Blumen zurecht. In geschickter und kunst­fertiger Art wußte sie diese zu reizenden Buketts zu

48