Frau Larson hatte die Veränderung ihres Mannes mił Genugtuung beobachtet und freute sich, daß auch er ein wenig aus seiner bedrückten Stimmung herausging. Mit heimlichen Blicken zu ihrer Schwester, Fräulein Loewenherz, verständigte sie sich mit ihr.

In ihrem Herzen herrschte nur ein Gedanke, ihren schwergeprüften Mann, der durch einen langen Leidens­weg von Kränkungen und Demütigungen aller Art- er war ja auch seines Amtes verlustig gegangen ge­litten hatte, mit seinem Schicksal zu versöhnen. Beider Leben ging ganz in dem Wohlbefinden des Gatten und Schwagers auf.

Frau Juda hatte nun auch mit Frau Schiller ihre E- geräte bereitgemacht, und sie waren zusammen mit dem kleinen Sohn Raphael damit beschäftigt, ihrem Abendbrot zuzusprechen.

Sonja war ganz und gar vertieft in die köstlich her­gerichteten kleinen Brötchen und frank den Wein Schlück­chen auf Schlückchen aus.

Kitty und Frau Lupiskaja waren angeregt vertieft in eine Unterhaltung mit Larson, die sich immer noch um die Schönheiten des Harzes in Braunlage drehte.

Auch für Kitty legte Larson offen das größte Inter­esse an den Tag. Das feine, zurückhaltende, aber trotz­dem zuvorkommende Wesen der lieblichen jungen Frau hatte es ihm angetan. Dazwischen ließ er sich von sei­nen beiden Damen wie ein Pascha verhätscheln, bis er fast ärgerlich abwehrte und sie daran erinnerte, doch endlich auch einmal an sich selbst zu denken. Und jetzt erst auf die eindringlichste Art darauf hingewiesen und ermuntert, fingen auch diese beiden herzensguten Da­men an, tapfer zuzulangen. Nur das in sich versunkene Fräulein Arend mußte erst durch Frau Lupiskajas ener­gisches Zureden zum Essen ihrer Brötchen gezwungen werden.

Inzwischen war es völlig dunkel geworden. Die Ge­sichter der einzelnen Insassen des Coupés waren nicht mehr zu erkennen.

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