habe, glaube ich nicht an eine ruhige, sichere Stätte für uns Verbannte."

, Wir wollen uns nicht selbst die Hoffnung auf ein ruhiges Leben nehmen. Seien Sie nur zuversichtlich, ein bißchen Glück wird wohl doch noch für uns heraussprin­gen", meinte Frau Larson.

Die freundliche, weißhaarige Dame reichte Frau Schil­ler ihre Hand und drückte sie.

Frau Lupiskaja, deren große Erscheinung etwas Im­ponierendes an sich hatte, war aufgestanden. Sie reichte jetzt jedem der Anwesenden aus ihrer Keksdose kleine kandierte Törtchen und Biskuitstücke, die alle ohne Ziererei mit Dank annahmen. Dann holte sie zu aller Beteiligten Überraschung eine Flasche Wein hervor, wovon sie ebenfalls jedem der Reihe nach ein Gläschen anbot.

Bei Kitty Bergner blieb sie überrascht stehen.

,, Nein, wie Sie, gnädige Frau, meiner Magdalene ähn­lich sehen, ist wahrhaftig zum Staunen. Sie könnten Schwestern sein."

,, Mein Name ist Bergner, Kitty Bergner."

,, Ja, ja, ich vernahm ihn vorhin schon. Darf ich mich ein wenig zu Ihnen setzen?"

,, Recht gern!" Kitty rückte zur Seite.

Frau Lupiskaja war eine 35jährige Dame mit hochfri­sierten schwarzen Locken. Die Augen waren hellgrau und boten mit dem blühenden Teint des Gesichtes einen lieblichen Kontrast zu der Schwärze des Haares. Eine natürliche Liebenswürdigkeit machte sie nach kurzer Zeit zum Mittelpunkt des Interesses.

,, Ja, meine Gesellschafterin Magdalene Beyer ist in Deutschland , und jedes Jahr war das Ziel meiner Reise zunächst zu ihr, nach ihrem Hotel in Braunlage , wo sie mit einem Kollegen von mir verheiratet ist."

Auch Larson schien unschuldigerweise ein großes Ge­fallen an Frau Lupiskaja zu finden. Er überbot sich an aufmerksamem Zuhören und warf ab und zu seine Kennt­nisse über Braunlage mit in die Unterhaltung.

3 Philipp, Die Todgeweihten

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