Frau Larson mit ihrer weichen Natur ergriff sofort ihre herabhängende Hand und streichelte sie unaufhörsich. Schließlich beruhigte sich Frau Juda und begann weiter zu sprechen.
,, Ja", fuhr sie fort ,,, bald sollte ich meinem schönen Heim für immer Lebewohl sagen müssen. Auf der Treppe hörte ich plötzlich lautes Gepolter und Männerschritte. Als ich mich durch die Küchentür auf den Flur begab, sah ich zwei junge Leute in SS- Uniformen die Stiegen heraufstürmen. Voll böser Ahnung lief ich ihnen in den Weg und zwar in dem Moment, als sie gerade lachend und heftig gestikulierend auf dem Vorplatz zu unserer Wohnung anlangten.
Ich hatte große Angst, weil ich allein war, denn die beiden Soldaten sahen gar zu verwegen aus. Ohne meine Frage: was sie wünschten und was sie zu mir heraufführe, zu beantworten, erhielt ich einen Stoß, daß ich zur Seite flog, und dann eilten beide stracks an mir vorbei in das gegenüberliegende Schlafzimmer meiner Wohnung.
Ich folgte ihnen mit Angst im Herzen. Vor dem groBen Ankleideschrank mit dem geschliffenen Kristallspiegel blieben sie stehen.
Der eine der Soldaten hatte aus seiner Tasche ein bislang verborgen gehaltenes Beil hervorgeholt und war eben im Begriff, den kostbaren Spiegel zu zertrümmern, als ich mit einem Wehlaut zu ihm eilte und mich mit meinem ganzen Körpergewicht an seinen Arm hängte.
Mein Gott, es war das beste Möbelstück unserer Einrichtung von wertvollstem Mahagoniholze.
Aber der Kamerad riß mich im gleichen Augenblick zur Seite und faßte mich dabei so gewaltsam am Kopfe, daß das Ohrläppchen durchriß und mein Ohrring zur Erde fiel.
Ich blutete stark und schrie laut um Hilfe.
Mit donnerähnlichem Krachen hatte der SS- Mann den kostbaren Kristallspiegel zerschlagen und holte mit ge
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