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, Wir waren jung verheiratet, lebten zufrieden als glückliches Ehepaar in Luxemburg , mein Mann und ich, wo wir ein Möbelgeschäft besaßen. Nach der Geburt unseres Söhnchens gab es wohl kaum glücklichere Men­schen. Unser Geschäft warf einen schönen Gewinn ab.

In dieses ruhige, gleichmäßig fließende Leben drang wie die Posaune des jüngsten Gerichts die Nachricht von dem Attentat auf den Legationsrat vom Rath in Paris .

Eine wilde Hetze gegen die Juden begann in allen Ländern des Deutschen Reiches und übertrug sich auch auf die Nachbarstaaten. Der Attentäter Grünbaum war nämlich ein Jude gewesen.

Unsere Großherzogin hatte sich bisher niemals um die Gesetze der Nationalsozialisten gekümmert, im Ge­genteil, soweit wie ich es gehört habe und mich erin­nere, hatte sie sich sogar gegen diese grausamen Ge­setze Hitlers ausgesprochen. Die Großherzogin sollte noch gründlicher belehrt werden. Ohne sich um die Sou­veränität des Landes Luxemburg zu kümmern, ohne eine Einwilligung der Großherzogin einzuholen, voll­zogen die Gestapobeamten Deutschlands in Luxemburg die Gesetze Hitlers . Alle jüdischen Geschäfte wurden enteignet, demoliert und geplündert. Das Hab und Gut der Juden für vogelfrei erklärt. Auch wir verloren unser Geschäft und hörten auf, Hausbesitzer zu sein. Zwar durften wir noch in unserem Hause wohnen bleiben, jedoch nur noch für kurze Zeit, dann sollten wir eine kleine Behausung in einem Stift erhalten. Einige Zeit verging, und ein Tag kam heran, an dem ich mit meinem Söhnchen in der Küche bei der Zubereitung des Mit­tagmahles war. Es sollte mein letzter Tag in dem Hause sein. Ich wartete nur noch auf meinen Mann, um das Mit­tagessen gemeinschaftlich einzunehmen."

Bis jetzt hatte Frau Juda in gleichmäßig ruhiger Art ihre Gedanken entwickelt. Nun stand sie auf, holte tief Luft, nahm ihr Taschentuch und trocknete sich die lang­sam herabfließenden Tränen.

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