bracht hatte, kam sie ins Krankenhaus, und dort hatte man meinem armen Schützling durch Ausspülung des Magens das Leben retten können. Die Schwester ist tot. Nun teilt sie ja doch unser aller Schicksal, und was in meiner Macht steht, werde ich natürlich für sie fun, um sie dem Leben wieder zuzuführen."

Es herrschte eine unheimliche Stille.

Weiter donnerte der Zug seinem Bestimmungsorte entgegen.

Kein Mensch wagte sich zu rühren. Alle Insassen des Abteils waren auf das tiefste ergriffen. Die Frauen weinten, und auch Larson räusperte sich vernehmlich und tupfte mit seinem Taschentuch im Gesicht herum. Kitty hatte Herzklopfen. Ihr war, als sei sie auf dem Weg in eine Hölle. Sie versuchte mit aller Willenskraft ihre Erschütterung niederzukämpfen. Kitty gehörte zu denen, die nicht gern jemandem zeigen mochten, wie es in ihrem Innern aussah.

Frau Lupiskaja hatte den Arm fest um die Schultern der kleinen, schmächtigen Lehrerin geschlungen.

Nur die ganz jungen, Sonja und der Knabe Raphael, unterhielten sich leise flüsternd und hatten die Tragik dieses Falles nicht mit durchlebt.

Plötzlich erklang eine rauhe Frauenstimme.

,, Da meint nun jeder, das Schlimmste an Leid gehört zu haben. Ach, welche Täuschung! Weit größer als alle anderen Leiden ist meine eigene Seelennot. Ich bin nur eine einfache Frau, wie Sie wissen, Frau Juda aus Luxemburg ."

Frau Juda trug über dem braunen lockigen Haar ein Tuch geknotet und machte den Eindruck einer Bäuerin.

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, Wenn es nicht ungelegen erscheint, dann möchte ich Ihnen wohl meine furchtbare Geschichte erzählen. Also bestimmen Sie!"

,, Ja, ja", rief es im Chor ,,, wir bitten Sie, Frau Juda, erzählen Sie uns doch, was Sie erlebt haben."

Frau Juda brauchte nicht lange Zeit, um Worte zu fin­den.

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