, Ach', schrieb sie ,, wie sehne ich mich nach dem Platz an meiner Maschine, wo ich die herrlichen Kleider aus blühender Phantasie zurechtarbeitete. Laßt mich dorthin zurück.'
Daraufhin setzte Alma sich mit der Krankenhausverwaltung in Verbindung und holte Anna wieder. Sie kam bleich, abgezehrt, aber glücklich. Die Schwestern lagen sich vor Freude in den Armen.
Da fiel eine neue Bombe in den häuslichen Frieden. Der Hauswirt mußte den Schwestern kündigen. Er dürfe in seinem arischen Hause keine Jüdinnen wohnen lassen. Wortlos lasen sie die Nachricht und starrten sich an.
Der Hauswirt war noch einer von den Gutmütigen und ließ ihnen Zeit. Aber die Gestapo kümmerte sich weder um gutmütige Hauswirte noch um kranke Leute. Wer Jude war, hatte die ganze Tragik der Zeit durchzukosten. Die Jüdische Gemeinde teilte auf Weisung der Gestapo den Schwestern mit, daß sie in das War burg - Stift kämen. Sie dürften sich von ihrer Wohnung für ein Zimmer das Notwendigste mitnehmen, alles andere müßte verauktioniert werden.
Mit versteinerten Gesichtern kamen sie zu mir und hielten mir das Schriftstück entgegen, darauf setzten sie automatisch ihre Namen darunter.
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Trotzdem wandten sie sich mit einem Gesuch an den Pfarrer ihrer Kirche, sie seien doch seit 25 Jahren Christen, ob das nicht berücksichtigt werden könne, und ob man nicht aus diesem Grunde von der Veränderung absehen möchte?!
Absage!
Nun saßen sie wieder in ihrem Zimmer in dem War burg - Stift wie alle anderen Menschen, die ebenfalls dort untergebracht waren und die das gleiche oder ein ähnliches Schicksal hatten.
Dann fanden sie plötzlich den Evakuierungsbefehl vor und zwar zu gleicher Zeit mit dem meinigen. Ich war auch aus allen Wolken gefallen, hatte mich aber in das Unvermeidliche gefügt.
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