Darauf erhoben sich auch die anderen Insassinnen und nannten, sich vorstellend, ihre Namen.

Auch Kitty mußte aus ihrer Reserve heraustreten, trotz ihres Kummers, um nicht gegen die Höflichkeit zu ver­stoßen.

Es war danach sehr still in dem Abteil. Alle schienen in sich gekehrt und mit eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Besonders ein junges Mädchen unterschied sich durch ihr außerordentlich bedrücktes und tieftrauriges Wesen. Ja, es schien, als weinte sie innerlich unauf­hörlich.

Der Zug hatte sich in Bewegung gesetzt, und das Bahnhofsgebäude glitt an den Scheiben vorüber. Er fuhr bis Harburg. Dort wurden die Abteiltüren geöffnet, und es wurde jedem einzelnen der Insassen eine Pa­piertüte überreicht. Der Inhalt war eine Zweitages­ration als Wegzehrung. In der Tüte waren enthalten: Brot, Butter, ein kleiner Käse, ein Stück Wurst, ein Paket Watte und ein Talglicht. Dann schloß sich wieder die Tür, und der Zug setzte sich in verstärktem Maße in Bewegung.

Ein jeder hing jetzt wellverloren seinen Gedanken nach, denn auch zum Schreiben fehlte nach der großen Unruhe die Konzentration. Hätte man aber gewußt, daß diese kurze Spanne Zeit auf deutschem Boden die letzte Gelegenheit gewesen war, an seine Lieben Worte rich­ten zu dürfen, so hätte jeder bestimmt diese Gelegen­heit bis aufs äußerste ausgenutzt.

Immerhin setzten sich Kitty und noch ein junges Mäd­chen zum Schreiben nieder und übergaben diesen letz­ten Abschiedsgruß dem Zugbeamten. Das Aussteigen war verboten. Jetzt erst gewahrte man auf allen Halte­stationen und auch auf weiteren Strecken, durch die der Zug fuhr, Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten auf den Perrons und Bahnsteigen. Nur durch Zufall hatte Larson, als er am Fenster vorüberging, die Posten ge­sehen.

Bei dem letzten Aufenthalt vor dem Passieren der

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