über die beschlagnahmten Summen auszustellen. Auch Kitty erhielt einen solchen nach Aufruf. Ungefähr 50 Per- sonen wurden zugleich in einen Raum geführt, der 25 obere und 25 untere Betten aufwies. Einfache Holz- beiten, ohne irgendeine Matratze. Es war die Unter- bringung für die kommende Nacht.

Kitty zog sich sofort zurück. Sie fühlte sich über die Maßen elend und setzte sich auf ein Beit, dort vergrub sie das Gesicht in den Händen. Ihr Herz war immer noch von Entsetzen und Grauen verkrampfi.

Die Türen blieben geöffnet.

Draußen auf dem Korridor irrten Leidensgenossen hin und her.

Nun trat eine größere Gruppe herein.

Mehrere Herren plauderten eifrig mit einer eleganten Dame. Sie lachten und scherzten und boten einen schar- fen Gegensatz in ihrer ungezwungenen Laune zu dem größten Teil der Zimmerbelegschaft.

Kitty hob den Kopf.

Überrascht hielt die Dame inne und rief:Liebste Frau Professor, was sehe ich, Sie sind auch unter den Deportierten? Wahrhaftig, ich glaube sogar, Sie haben geweint, das wäre wirklich töricht. Lachen müssen Sie , lachen und sich frisch halten. Kommen Sie nur her zu uns.

Kitty hatte sich erhoben und trat zu der Gruppe.

Frau Böhme, so hieß die Dame, war die Gattin des Musikverlegers Joh. Aug. Böhme und eine bekannte Hamburgische Erscheinung in allen Konzerten. Überall traf man die lebhafte, elegante Frau an. Neben dem Musikverlag unterhielt das Haus Böhme noch eine Kon- zertagentur.

Das ist recht, meine Liebe, ich begrüße Sie herzlich und freue mich, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Darf ich Sie mit meinen beiden Neffen bekannt machen? Hier, Herr Sigurski und dort mein anderer Neffe, Franz Du- blin, Frau Professor Bergner, die Gattin des berühmten Komponisten und Musikschrifistellers Rudolph Bergner.

2 Philipp, Die Todgeweihten 17