In einigen Zimmern waren lange, breite Tische auf­gestellt, hinter denen die Beamten der Gestapo saßen. Reihenweise gruppierten sich die Ausgewiesenen hintereinander, um einzeln an die Tische heranzutreten. Auch Kitty befand sich plötzlich einem Gestapobeamten gegenüber, der sie fragend ansah. Sie erkannte in ihm den Kriminalrat Göttsche.

Er war der einzige Beamte der Gestapo gewesen, der sie immer sehr höflich behandelt hatte. Darum faßte sie Vertrauen und wartete ab.

Er fragte:

,, Frau Bergner, haben Sie noch Wertsachen, Schmuck oder Geld bei sich?"

,, Ja", erwiderte Kitty, ich habe in meinem Porte­monnaie noch 159,07 Mark, sonst nichts".

,, So geben Sie es mir", antwortete der Beamte.

Kitty reichte ihre Börse hinüber.

Göttsche schüttete den Inhalt auf den Tisch.

Die kleinen Zettel und Zettelchen schob er wieder in die Fächer des Portemonnaies hinein. Alles andere blieb vor ihm liegen.

Ganz entsetzt hatte Kitty das Tun des Beamten ver­folgt.

,, Aber, Herr Kriminalrat, wollen Sie mir denn den alleräußerstern Notpfennig nun auch noch abnehmen? Ich habe doch nichts mehr, und ich bin eine Bettlerin." ,, Es ist meine Pflicht. Laut Verfügung über die Ein­ziehung kommunistischen Vermögens vom 26. Mai 1933 in Verbindung mit dem Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens vom 14. Juli 1933 muß ich Ihnen das Geld abnehmen. Und zwar zugunsten des Deutschen Reiches."

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Kitty schwankte und wäre bestimmt in Ohnmacht ge­sunken, wenn nicht die hinter ihr stehende Dame recht­zeitig nach einem Stuhl gerufen hätte. Man geleitete die junge Frau zu dem Sitz, und dann ging die Unter­suchung weiter.

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Im Nebenraume waren Beamte beschäftigt, Scheine