Ihre Augen, Märchenaugen, wie er sie bei sich nannte, waren groß und ernsthaft auf ihn gerichtet. Sie wollten beide mehr sagen. Aber sie konnten es nicht. Ihr Ge­sicht war weiß, und die Lippen schimmerten seltsam rot. Die Hoffnungslosigkeit dieser Stunde--- legte sich wie ein Alp auf seine Brust.

Jetzt wußte er, daß er sie mehr liebte als sein eigenes Leben. Er war erschüttert wie nie zuvor.

Gebhard drückte ihren schönen Kopf fest an seine Brust, als ob er sie nie mehr von sich lassen wollte. Wieder murmelten seine Lippen dieselben Worte, alles andere Denken schien ausgelöscht zu sein: ,, Kitty, ich habe dich sehr liebgehabt!"

Noch ein paar lange und schwere Augenblicke, dann eilte er fluchtartig hinaus. Die Tür fiel ins Schloß.

Wie verloren die Augen in brennendem Weh in die Ferne gerichtet, verharrte Kitty in der Mitte des Zim­mers, das sie in wenigen Minuten verlassen mußte.

Noch war die Hand warm von dem letzten Händedruck des Mannes, dem ihr Herz gehörte-- und immer noch flüsterten ihre Lippen seine Abschiedsworte:

,, Ich habe dich sehr liebgehabt!"

Ein Grauen überfiel sie.

Würde sie ihn je wiedersehen?

Wird sie jemals zurückkehren dürfen in die Heimat? Wer wußte es zu sagen?

Wie ein Sturm tobten die Gedanken und Gefühle in ihrer Brust und ließen sich nicht eindämmen, noch irgend­wie logisch ordnen. Die Klarheit des Denkens fehlte voll­kommen. Das Schicksal hatte sie mit einem Keulen­schlag getroffen.

Sie war völlig betäubt.

Das ungeheure Verhängnis, das über sie hereingebro­chen war, traf sie ja nicht allein. Eine von vielen Tau­senden war sie nur, die heute, an diesem Morgen aus der Heimat vertrieben wurde.

Zwangsweise ausgewiesen aus Deutschland , sie, eine Deutsche!

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