inmitten des Zimmers, zwei junge Frauen und ein Mann. Man sah sofort, daß es Schwestern waren. Die Ältere war eine Blondine, schlank, mittelgroß, mit sehr feinem und sympathischem Gesicht, das erschreckend bleich wirkte. Die jüngere, sehr hübsche Dame sah dauernd zu der Schwester hinüber und schien sehr in Sorge zu sein. Der Mann war Dr. Gebhard, ein bekannter Wissen- schaftler auf neurologischem Gebiet, und gesuchter Frauenarzt. Sein Wartesaal war überfüllt von hilfe- suchenden Menschen. Es ging ihm der Ruf voraus, auch die verzweifeltsten Fälle schwerer Nervenerkrankungen auf Grund einer besonderen Art von psychischer Ein- wirkung heilen zu können. Wahre Herzensgüte lebte in den seelenvollen Augen und gaben dem schmalen Ge- sicht mit der hochgewölbten Stirn den besonderen Aus- druck.
Das Fesselnde seiner Erscheinung wurde noch ver- stärkt durch die Elastizität seiner Bewegungen. Wie er jetzt aufsprang und zu der jungen Frau trat, darauf, sich niederbeugend, ihre Hand faßte und an seine Lippen führte, wirkte er wie ein Jüngling.
Die junge Frau war auch aufgestanden.
Ein paar Augenblicke ruhten ihre Augen ineinander ——, dann löste sich Gebhard, wie aus einem Bann.
Schwer empfander es in: diesem Augenblick, an seine Pflicht gekettet zu sein,— er mußte fort— und konnte nicht. Mit tausend unsichtbaren Fäden zog es ihn zu der hilflosen, verstoßenen Frau hin.
Das unerbittliche Schicksal tat seinen harten Spruch, wie mitZentnerlasten beschwert, schritt er zur Tür. Aber auf halbem Wege kehrte er wieder um. Es war ja ein Abschied,——— ein Abschied vielleicht für immer.
Er nahm ihren feinen Kopf mit dem herrlichen Blond- haar zwischen seine beiden Hände und küßte sie auf den Mund. Dann sagte er leise:
„Kitty, ich habe dich sehr liebgehabil“
Sie erwiderte ebenso leise:„Fred, ich weiß es, ich dich auch!“
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