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Schumacher verboten, Kleider etc. einzupacken, obwohl diese Damen von der Haushälterin bevollmächtigt waren. Als Kol­lege und Vorgesetzter( pardon, monsieur le chanoine, zum Angstmachen musste ich meinen Archidiakonstitel scharf zum Ausdruck bringen.) des Herrn Erzpriesters Emel bevoll­mächtige ich hiermit die Damen Prevot und Schumacher aus Rixingen, mir die Gegenstände zuzusenden, die ich ihnen an­gegeben habe und zwar sofort, da der Abtransport am kom­menden Freitag bestätigt wird. Ich ersuche Sie auch, die be jahrte Haushälterin wieder in das Pfarrhaus einzulassen. Ihr Fall ist um so peinlicher, da ein naher Verwandter unseres ( sic) Führers Adolf Hitler wohlwollende Beziehungen mit Herrn Pfarrer Emel gemacht hat und sich um dessen Wohl­befinden interessiert.( Der Neffe Hitlers soll eine Zeitlang im Pfarrhaus von Réchicourt einquartiert gewesen sein.) In Sa­chen der ausgewiesenen Pfarrer haben nur Sie und zwei andere Herren die Zugeständnisse des Herrn SS- Oberführers ignoriert. Ich sah mich deshalb gezwungen, Herrn SS- Oberführer und den Herrn Kreisleiter Graf von Salzburgen über Ihr Verhal­ten zu verständigen.>>

Schon tags darauf brachten mir die Damen von Réchi­court die paar Habseligkeiten des Erzpriesters Emel.

Später meldete mir jemand aus Réchicourt, dass die Haushälterin immer noch ausserhalb des Pfarrhauses wohne und dass der Bürgermeister nachts gegen elf Uhr aus dem Pfarrkeller einen Bidon mit Schnaps und Wein in Flaschen herausgetragen hatte. Dieser freche Mensch, der auch andere Geistliche sehr drangsalierte, bekam von mir einen energi­schen Brief. Der Bürgermeister schickte den Brief zurück und schrieb folgende Bemerkung darauf:« Ihre Schreibart ist eines echten deutschen Mannes unwürdig, weshalb ich es verweigere, Heil Hitler.» Nun erhielt Dunkern diesen Brief mit einem passenden Begleitschreiben. Schon nach einigen Tagen spra­chen zwei Gestapoagenten aus Metz bei mir vor und gaben mir die Antwort des Bürgermeisters. Er habe nur Kartoffeln aus dem Keller entfernt erklärte er, um diese vor dem Ver­faulen zu retten. Meine Antwort fiel spottriefend aus: Warum in der Dunkelheit, nachts elf Uhr, Kartoffeln aus dem Keller tragen? Bei uns in Lothringen herrsche der Gebrauch, Kar­toffeln nicht in Schnapskrügen, sondern in Körben zu trans­portieren etc. Wie die Gestapo nachher mit dem Bürgermei­ster von Réchicourt umsprang, entzieht sich meiner Kenntnis.

Pfarrer Jules Humbert von Loudrefing und der dortige Ortsgruppenverbandsleiter lagen sich oft in den Haaren. Ge­legentlich erhielt der Pfarrer von seinem Bürgermeister einen Brief, der statt mit dem vorgeschriebenen« Heil Hitler >> mit « Heil Humbert» endete. Obwohl zweifelsohne ein Schreibfehler vorlag, wollte ich diese Gelegenheit nicht entschlüpfen lassen, ohne dem Pfaffenfresser von Loudrefing eins übers Ohr zu hauen. Am 10. Juli 1941 tippte meine Schreibmaschine folgen­den Brief:« Als Bischöflicher Kommissar ordnete ich an, dass die Herren Pfarrer ihre Beschwerden mir mitzuteilen haben und im Auftrag des Bistums Metz suche ich, alle Missverständ­nisse mit dem Herrn Kreisleiter von Salzburgen zu regeln.