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Dieses praktische Verfahren hat bisher viel zur Befriedigung beigetragen. Ausnahmsweise wende ich mich heute direkt an Sie, um Aufklärung über einen Zwischenfall zu verlangen. Sie schrieben am 9. Juli 1941 an Herrn Pfarrer von Lauterfingen und endeten Ihren Brief mit den Worten« Heil Humbert>> statt« Heil Hitler». Wohlwollend nehme ich einen Schreibfehler an. Falls dies der Fall sein sollte, erbitte ich kurze Bestätigung.>>
Postwendend lief die Antwort ein, dass Pfarrer Humbert nicht verspottet werden sollte, sondern es läge tatsächlich nur ein Schreibfehler vor. Der Herr Ortsgruppenverbandsleiter bat untertänigst den Herrn Archidiakon um Entschuldigung, sicher mehr aus Angst vor Dunkern als aus Respekt gegenüber dem Erpriesterersatz der Stadt Dieuze .
Genau zehn Tage später ist Pfarrer Humbert ausgewiesen worden. Mein früherer Bitscher Professor, Herr chanoine Joseph Bolzinger, übernahm nun die Seelsorge in Loudrefing. Der Ortsgruppenverbandsleiter știess auch bald mit diesem ehrwürdigen Priestergreis zusammen. Diesmal ging mein Protestschreiben direkt an den Kreisleiter von Château- Salins . Es lautet: Duss, den 11. August 1941. Gelegentlich zweier Besprechungen mit dem Herrn SS- Oberführer Dunkern in Sachen der ausgewiesenen Geistlichen erhielt ich folgende Zusagen:( sie werden aufgezählt). Nun erfahre ich, dass der Herr Bürgermeister von Lauterfingen die Schlüssel des Geldschrankes der Kirchenfabrik beschlagnahmt hat, obwohl diese dem Pfarrverweser Ehrendomherr Bolzinger von Küttingen zu Händen bleiben mussten. Gerüchtweise verlautet, dass dieser Bürgermeister den beiden Haushälterinnen die zwangsweise Ausweisung aus dem Pfarrhaus angedroht haben soll. Herr Oberführer Dunkern bat mich, ihm alle Zwischenfälle in Sachen der ausgewiesenen Pfarrer und der Pfarrhäuser persönlich zu melden. Ich sehe davon ab, weiss ich ja, mit welcher Gewissenhaftigkeit Sie derartige Fälle regeln. Herr Oberführer Dunkern bat mich auch, ihm persönlich etwaige Uebergriffe der Bauernführer gegen die Geistlichkeit zu melden. Ich sehe auch in folgendem Fall davon ab und benachrichtige Sie mit der Bitte, auch diesen Fall regeln zu wollen. Am 5. August verliess Pfarrer Dauendorffer von Baldershofen( Baudrecourt) die Kirche von Morsweiler. Der Bauernführer des Ortes hielt den Pfarrer an und forderte ihn auf, seine Handtasche zu öffnen, um den Inhalt festzustellen. Lag Verdacht vor, dass der Pfarrer in seiner Kirche gestohlen hatte? Um einen Skandal zu vermeiden, zeigte der Pfarrer den Inhalt der Handtasche es war Leibwäsche. Wir sehen in der Handlungsweise dieses Bauernführers einen Uebergriff seiner Rechte und eine Beleidigung des Klerus.>>
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Der Kreisleiter antwortete mir schriftlich, dass der Ortsgruppenverbandsleiter von Loudrefing und der Bauernführer von Baudrecourt ernstlich verwarnt werden.
Anfangs August 1941 hielt der Gendarmerieoberwachtmeister von Karpfendorf( Donnelay) eine gehässige Rede gegen den lothringischen Klerus. Prinzipiell wollte ich nichts un


