VORWORT
Demnächst wird der Gestapochef Anton Dunkern vor dem Metzer Militärgericht abgeurteilt werden. Diese Bro- schüre bringt viele Einzelheiten über die unheilvolle Tätig- keit dieses Mannes, der es vorzüglich verstanden hatte, mit äusserer Katzenfreundlichkeit, meist hinter den Kulissen, durch seine Agenten die Lothringer zu quälen. Die Ge- richtsverhandlung wird den Inhalt dieser Heimatbilder vollauf bestätigen.
In meiner dritten Dachauer Broschüre stehen auf Seite 16 folgende Sätze:«In meinem Besitz befindet sich ein wertvoller Platinring, den ich fast zwei Jahre lang den Blicken der raubgierigen Nazi entziehen konnte und glück- lich nach Hause brachte. In dem Ring stehen in französi- scher Sprache die Worte eingraviert:«Henriette ä Pierre, 28 janvier 1936». Wem gehört dieser Ring? Leider werde ich gezwungen sein, Madame Henriette X. eine tieftraurige Nachricht über ihren Gemahl mitzuteilen.» Herr chanoine Jules Anneser, Direktor des«Lorrain», hat etwas Licht in diese mysteriöse Affäre gebracht. Er fand nämlich, die Adresse des Gatten von Henriette, die sich am 28. Januar 1956 verheiratet hatten. Der Besitzer des Platinringes heisst Pierre Le Tullier. Er ist der Sohn der Comtesse d’Aubigny und wohnte in Rennes , 21, rue Victor-Hugo. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen. Herr und Frau Le Tullier wurden als Mitglieder einer Resistanceorganisation im September 1943 von den Nazi verhaftet. Pierre kam nach Schirmeck , verliess dieses Lager am 1. September 1944 und wurde am 1. November 1944 auf dem Struthof erschossen, was der berüchtigte Gestanochef Gehrum von Strasbourg zugegeben hat. Madame Henriette Le Tullier wurde in Pforzheim eingesperrt und sollte dort am 28. November 1944 ebenfalls erschossen werden, konnte ober während eines Luftbombardements in der Nacht zuvor fliehen und sich ‚ bis zur Ankunft der Befreier verstecken.
Wie kam der Ehering vom Struthof nach Dachau ? Darüber kann nur mein Dachauer Kamerad Aufklärung bringen, der mir den Ehering gegeben hatte. Damals ver- weigerte er mir seine Adresse, weil wir beide ohne weiteres aufgeknüpft worden wären, wenn ein Nazi bei mir den Ring gefunden hätte. Heute besteht keine Gefahr mehr. Drum bitte ich meinen Dachauer Kameraden, mir weiteren Aufschluss über den Ring zu geben.
Rech, im Januar 1948.
Francois GOLDSCHMITT.


