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Die Vandalen des Arbeitsdienstes plünderten auch das Schloss von Saint- Médard, schlugen kostbare Möbel in Stücke und zerrissen wertvolle Bücher sowie lokalhistorische wichtige Familiendokumente. Auf meine Beschwerde hin fand eine Besichtigung durch Mitarbeiter des Metzer Archivdirektors statt. Diese Herren nahmen mich gar als Mitglied in die Kommission zur Rettung historischer Werke auf. So war es mir möglich, manche Bibliothek der ausgewiesenen Pfarrer zu retten. Lobende Erwähnung verdient der Saarländer Alfons Kogler, der von März 1941 bis Ende Februar 1942 Stadtkommissar in Châ teau- Salins gewesen war. Den Befehl,« hinaus mit dem franzö sischen Plunder» führte er nicht aus, sondern suchte zu retten, was zu retten war. Ihm verdanken wir die Erhaltung der schönen Bibliothek des Bitscher Professors Humbert und anderer wertvoller Bücher.
Die Schwester des ausgewiesenen abbé Willem, damals Pfarrverweser in Scy, meldete mir einen Diebstahl in der Kirche und den Raub des Weines im Pfarrhaus der Gemeinde Scy. Dunkern schickte mich mit einem Gestapoauto, in Begleitung eines Kriminalisten, nach Scy. Scharfe Massnahmen wurden nach unserer Berichterstattung gegen den Bürgermeister von Moulins , der am Raub beteiligt war und gegen den Metzer Stadtkommissar Kleemann ergriffen, der auch fleissig mithalf, die Flaschen des gestohlenen Weins zu leeren. Dunkern verhörte sogar persönlich die Schwester des Pfarrers Willem, handelte aber zweifelsohne, wie später bekannt wurde, weniger aus Gerechtigkeitssinn zur Sühne des Diebstahls als aus persönlicher Feindschaft gegen Kleemann, der bei einer anderen Gelegenheit noch näher unter die Lupe genommen wird.
Mein unausgesetztes Pochen auf die« Freundschaft>> mit Dunkern ermöglichte mir, allsonntags in vielen Kirchen französisch zu predigen, was in der damaligen so freudearmen und leidensreichen Epoche gewiss zum Trost der französischsprechenden Bevölkerung nicht wenig beitrug. Später wurden mir allerdings meine Predigten in der verhassten welschen Sprache als Hauptverhaftungsgrund ins Gesicht geschleudert. b) Scharfe Briefe.
Ehrendomherr Emel, Erzpriester in Réchicourt , wurde am 28. Juli 1941 ausgewiesen. Wegen der Vertreibung dieses ehrwürdigen Priestergreises herrschte in der ganzen Gegend eine wahre Empörung, die durch das Verhalten des deutschen Bürgermeisters von Réchicourt nach der Ausweisung noch erhöht wurde. Der Bürgermeister verweigerte die Freigabe der Kleider, Wäsche und Bücher, die ich meinem Kollegen Emel bringen wollte. Er erhielt von mir folgenden Brief:<< Duss, den 12. August 1941. An Herrn Bürgermeister in Rixingen . In Sachen der ausgewiesenen Pfarrer hat Herr SS- Oberführer Dunkern mich ermächtigt, den Verwandten und Haushälterinnen der ausgewiesenen Pfarrer mitzuteilen:( Es folgen die bekannten Zugeständnisse). Sie haben die 77jährige Haushälterin aus dem Pfarrhaus verwiesen. Sie haben den Damen Prevot und


