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Pfarreien im Umkreis von elf Kilometern. Vieles Gute konnte zustandekcmmen. Durch persönlichen Kontakt, Hausbesuche und Exerzitien ist das religiöse Leben auch bei der Männerwelt geweckt worden. Eine Jacistengruppe entstand. Die rastlosen Arbeiten und das freundliche Verhältnis zu den Pfarrkindern waren für den Flüchtling eine stets sprudelnde Quelle des Trostes. Pater Stricher verliess den liebgewonnenen Zufluchts- ort erst am 22. Juni 1945 und ist wieder in seinem Kloster.
ı 96. Thiry Joseph, 1908 in Cappel geboren, Kaplan in Bit- che, Ordensmann, blieb bei seinen Kollegen Becker in Ruaux, schlich sich anfangs 1945 durch die Frontlinie nach Bitche , wurde hier verhaftet, sah Dachau und ist heute wieder in seinem Kloster. 5
97. Wagner Eustache, 1890 in Bettviller geboren, Pfarrer in Vigny, versah verschiedene Pfarreien in priesterarmen Ge- genden, zelebrierte jeden Sonntag dreimal und ist heute in Liocourt.-
98. Weber Jean-Pierre, 1883 in Wiesviller geboren, Pfarrer in Lengelsheim, war Spitalgeistlicher in Bruy£res, ist heute im Ruhestand, Generalrat, Officier d’Academie und Officier de l’Instruction publique.
99. Weber Louis, 1869 in Boulay geboren, Pfarrer in Rening und Ehrendemherr, war bereits am 20. Februar 1915 zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden, stand demnach auf der schwarzen Liste. Bei seiner Verhaftung am 28. Juli 1941 flun- kerte d’e Gestapo von einem Verhör in Sarrebourg , weshalb Domherr Weber gleich mitging, obwohl er seit zwölf Stunden nichts gegessen hatte. Auf die höfliche Bemerkung des Pfar- rers, der Chauffeur habe einen falschen Weg eineeschlagen, folgte die Antwort im Schnauzton:« Maul halten!» Als der 72jährige Priestergreis in Epinal ankam, war er seit 24 Stunden nüchtern und hatte nicht die geringste Wäsche bei sich. Durch einen Arbeiter erhielt er tags darauf ein Hemd und ein Taschentuch. Chanoine Weber war zehn Monate lang Aumö- nier in Charmes, verlangte am 20. November 1941 brieflich von Bürckel den Grund seiner Ausweisung, worauf am 15. Sen- tember die Antwort erfolgte, in der Schulchronik von Rening wäre unter dem Datum des 17. November 1918 der Satz ein- getragen:«Die letzten Deutschen haben unser Gebiet ver- lassen, Vive Ja France!» Die Rückantwort lautete, dass der Lehrer die Schulchronik und der Pfarrer die Pfarrchronik ver- fasse. Erst am 16. April 1942 lief von der Sicherheitspolizei der Entscheid ein:« Rückkehr nicht gestattet!» Am 5. Mai kam jedoch ein eingeschriebener Brief an, diesmal von Bürckel, des Inhaltes:« Rückkehr genehmigt!» Am 5. Juni 1942 verbot ihm die Gestapo von Chambrey das Ueberschreiten der Grenze, obwohl alle Papiere in Ordnung waren. Nach telephonischer Rücksprache des Pfarrers mit der Metzer Gauleitung langte nach einer halben Stunde der Befehl ein:« Der Herr ist sofort nach der Heimat zu entlassen!» Mir sagte gelegentlich Ober- führer Dunkern:«Reden Sie mir nie wieder von Ludwig Weber. Er ist unser Erzfeind.» Dunkern besass nämlich die im Jahre 1917 gedruckten Akten des für ein deutsches Kriegs- gericht beschämenden Urteils vom 20. Februar 1915, Der. Fall


