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zurücklegen.( Nochmals eine Lüge). Alle einsteigen. Hut ab­nehmen. Die Plätze vorn, hinten und an den Fenstern dürfen nicht besetzt werden.>>

Die 14 Verbannten stiegen ein, ebenso auch 12 Gestapo­agenten, die ihre Plätze so wählten, dass man von Aussen keinen Geistlichen sehen konnte. Das Autokar fuhr über Illan­ge, Thionville , Hayange , durchquerte Verdun und hielt, ein km von der Stadt entfernt, in einem kleinen Wäldchen. Ein Polizist rief:« Die Herren sind am Ziel angelangt. Sie sind jetzt frei und können hingehen, wohin es Ihnen beliebt. Kommt ja nicht mehr nach Lothringen oder Deutschland zurück, sonst werden Sie nicht mehr so nett und bequem wegbefördert werden, wie heute.>>

Wortlos verliessen alle Priester den Wagen, atmeten leichten Herzens auf, gingen zum Bahnhof von Verdun , hatten gerade einen günstigen Zug und kamen gegen halb sechs Uhr in Nancy an, wo sie im Studentenheim der Jesuiten freund­liche Aufnahme fanden.

b) Die Gruppe der Tivolikaserne.

Hier waren nach und nach 47 Priester eingeliefert worden, die gegen Mittag folgende Ansprache hörten:« Am 23. Novem­ber 1940 sagte Gauleiter Bürckel , dass keine Ausweisungen mehr stattfänden. Jeder Lothringer müsse aber an der Ge­staltung Grossdeutschlands mitarbeiten, auch aus Lothringen machen, helfen, was es sein wird. Sie haben Ihr Priesteramt missbraucht und sind Verräter am deutschen Volk geworden. Sie haben in Lothringen Uneinigkeit gestiftet. Sie haben es nicht begriffen, dass es eine Ehre und eine Gnade ist, Deutscher zu sein. Deshalb sind Sie nicht mehr würdig, das Amt als Pfarrer in Grossdeutschland auszuüben. Sie bleiben keine Stunde mehr in Lothringen . Geben Sie sofort all Ihr deutsches Geld ab! Dafür erhalten Sie 2000 Francs. Das deutsche Volk ist nobel. Es setzt Sie nicht mittellos in der Fremde ab..> Einer der Herren legte Protest ein und musste sich dafür, wie ein Schuljunge, in eine Ecke stellen. Sämtliche Herren stiegen in zwei Autobusse ein. Die Reise ging über Montigny, Novéant nach Nancy . Im Cours Léopold, vor dem Haupteingang des Kollegs Saint- Sigisbert, stiegen sie aus. Einer der Agenten sagte:« Sie können im besetzten Frankreich bleiben oder in das unbesetzte weiterreisen. Sie dürfen aber nie wieder nach Lothringen zurückkehren.» Die Geistlichen erwiderten la­chend:« Auf Wiedersehen!»> Wortlos stiegen die Polizisten in die Wagen und fuhren ab.

In der Nähe liegt das Studentenheim der Jesuiten , wo diese Nancyergruppe mit jener von Verdun vorläufig verblieb. Der Bischof von Nancy befand sich gerade bei den Exerzitien im Kloster vom Berge Sion, kam sofort nach Nancy , begrüsste die Verbannten herzlich und hab ihnen Anstellung als Seel­sorger in seinem Bistum. Auch der Generalvikar von Nancy nahm sich der Heimatlosen liebevoll an. Der Préfet des Depar­tements stellte ihnen freigebigst die materielle Hilfe der Orga­nisation« Secours National» zur Verfügung, die von Privat­leuten ergänzt wurde. Dieses allgemeine Entgegenkommen