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MIT MIR IN AMERIKA

Luxor an Tut- anch- Amons himmelblau und silbern, fast im Rokokogeschmack ausgezierter Grabstätte stand und in dem nach Sandelholz und Hammelfett duftenden Araberviertel in Tripolis lustwandelte, an das das älteste Judenviertel der Welt verträglich angrenzt. Da sieht man schöne biblische Frauen­gestalten mit hohen Krügen aus den tiefen Brunnen die Was­ser des Lebens schöpfen, und hört sie, Hand auf der Hüfte ihres violetten Schleiergewandes, einander mit Ruth und Rahel an­reden wie vor dreitausend Jahren. Daß ich den mittelalter­lichen ,, Jedermann " von Hofmannsthal auf dem im Abend­schatten verbleichenden Salzburger Domplatz ein dutzendmal unter dem Glockengeläut einer ganzen Stadt habe ins Grab steigen gesehen. Daß ich im Museo Nazionale in Neapel , in den Anblick der Capuanischen Venus versunken, plötzlich den Verlust meiner Brieftasche samt vorausbezahltem Rundreise­billett feststellen mußte. Daß ich vom Feldberg im Schwarz­ wald zum schneeigen Schweizer Hochgebirge hinüber und vom Empire in New York auf Manhattan hinunterblickte... Das und soviel anderes auf Reisen Erlebtes von den Menschen, denen ich unterwegs begegnete, nicht zu reden immer gewonnene und zuweilen sogar verlorene Zeit. Aber mitunter war sie dann doch gewonnen.

war nicht

Einmal, auf einer meiner überflüssigen Reisen nach Griechen­ land , wurde ich, ein noch ungeübter Seefahrer damals, während der Umschiffung des sturmgepeitschten Cap Matapan in pein­licher Weise seekrank. Es war ein hoffnungslos verlorener Tag, den ich, auf dem Rücken liegend, in der Hauptsache damit ver­brachte, den an der Kabinenwand aufgehängten Regenschirm rhythmisch hin und her pendeln zu sehen, während gleichzeitig der Vorhang des Wandschranks sich in einer aufreizenden Weise Bewegung machte, indem er seinen unteren Saum dazu benutzte, bis in die Mitte der Kajüte vorzukriechen und dann wieder lustlos in seine Ausgangsstellung zurück zu fallen.