NOCH EINMAL JUNG SEIN?
»On entre et crie Et c’est la vie...*
m letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts in Wien “ geboren, hab’ ich im achtzehnten gelebt. Spöttisch-galant, geistreich und verspielt dauerte es, mit einigen unfreundlichen Unterbrechungen, bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, 1914. Es war die Zeit der maskierten Bälle, auf denen jede Wiener Gesellschaftsdame sich wie eine Marie Antoinette fühlte und jeder junge Börsenjobber als Duc de Lauzun; die Zeit eines verspäteten Wiener Rokokos, der tausendfältigen Liebes- bändelei, der organisierten Frivolität; die Zeit der zarten ge- brochenen Farben und unzart gebrochenen Ehen; die Zeit, in der die Mütter vergeblich mahnten: Man muß! und: Man darf nicht!, weil die Töchter schnippisch antworteten: Man muß nicht! und: Man darf! Die Besonnenen warteten auf einen Savonarola, der nicht kam, und die Unbesonnenen trösteten sich über das„Nach uns die Sintflut“ mit einem neuen Badeanzug hinweg, den sie am Lido bei Venedig ausprobieren wollten...


