DER ROSENKRANZ DES PATERS SERRA

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kaum weniger beigetragen als unsere besten Staatsmänner und Feldherren; ,, For whom the bell tolls" ,,, Woodrow Wilson ", The Song of Bernadette" haben das vielverlästerte Hollywood zur moralischen Anstalt im Sinne Schillers gemacht. In diesem Erbauungs- und Erhebungstheater ist kein Platz mehr für zwei­deutigen Dialog oder ein anderes als durch das Eheband gehei­ligtes freies Spiel mit der Liebe. Das Lustspiel, das, zumindest in seiner deutschen Bezeichnung, die Lust" nicht völlig aus­schließt, spielt sich nur noch im Traum oder in der Erinnerung ab; ein altes Ehepaar, beispielsweise, erinnert sich an seinem Goldenen Hochzeitstag, wie es vor fünfzig Jahren war, im Kostüm von damals, eine Verlegenheits-, wenn nicht Verlogen­heitsform, die in Kriegs- Hollywood eine Zeitlang sehr beliebt war. Aber von solchen Kostümscherzen abgesehen, muß ein Film, um Gnade zu finden in den strengen Augen des Producers, jetzt eine ,, message" enthalten, eine, Botschaft", und sie muß an die Adresse der Menschheit gerichtet sein, wie die Tempel­hüter den zu liederlichen Späßen aufgelegten älteren Adepten stirnrunzelnd belehren. ,, No time for comedy": Behrmans Lust­spieltitel, vor sechs Jahren lustspielmäßig vorgeahnt, wurde zum Schlagwort des Tages und wurde es vor allem in Hollywood . Während man am Broadway die Zugänge zum Unterhaltungs­stück noch offen hielt und das Melodram höchstens zum Nazi­schreckstück umzumodeln versuchte, schlug man an der West­küste beherzt den Rückweg zum alten idealistischen Theater ein. ,, Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben", versicher­ten die Filmgewaltigen einander, wenn sie im Hollywooder Theaterrestaurant am Hollywooder Boulevard oder bei sich zu Hause kartenspielend beisammensaßen, und verpflichteten sich wechselweise, bis auf weiteres nur noch ,, der Menschheit große Gegenstände" filmisch zu behandeln, ohne sich in jedem Falle über die Herkunft dieses Schiller- Zitats vollkommen klar zu sein. So wurde die Movie Story, das Theater überflügelnd,