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angeklingelt hat, weil der Freund oder die Freundin Nummer 56233/4 wohnt. Denn auch das gehört dazu, daß in diesem lieblich verhexten Lunapark, als welcher sich Hollywood für den hier noch nicht eingelebten Besucher darstellt, die blumenfarbigen Bungalows vierstellige Telephonnummern an der Stirne( unter Efeublättern) tragen.
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Diese Darstellung ist nicht übertrieben. Doch muß man gerechterweise feststellen, daß man sich bei näherer Bekanntschaft verhältnismäßig rasch an das verwickelte Jahrmarkttreiben dieser Stadt gewöhnt, in der man alles nur nicht naiv sein darf obwohl gerade Naivität hier am höchsten geschätzt und bezahlt wird. Mit oder ohne Feigenblatt: Hollywood ist besser als sein Ruf, der ihm meist von den hier Abgeblitzten gemacht wird. Dies gilt in moralischer wie in künstlerischer Hinsicht am Ende ist es das geschichtliche Verdienst Hollywoods , das Movie zur Kunstgattung gemacht zu haben und es galt vor allem im Krieg. In der Friedenszeit, zumal in den letzten Jahren, war dieser Teil der kalifornischen Küste Hollywood und die angrenzenden Seebäder tatsächlich so etwas wie eine standardisierte Kompensation, ja sogar Überkompensation, des amerikanischen Puritanismus. Es war der Punkt, wo Babbit sich von seiner Musterknabenhaftigkeit erholen konnte und mitunter auch, seien wir aufrichtig, nicht ganz ungern sich erholte. Wo sind die Zeiten oder, wie der große französische Dichter Gerard de Nerval in seinem unsterblichen Gedicht fragt:„, Où sont nos amoureuses?" Worauf er sich selbst die Antwort gibt:„ Elles sont au tombeau!" Das von Hollywood zu behaupten, wäre freilich übertrieben. Aber sicher ist, daß sie in den letzten Jahren amoureux und glamorous nur noch zum Zwecke patriotischer Ertüchtigung waren. Und so war auch und ist der Film, wie er augenblicklich gedreht oder, wie die Fachleute sagen, geschossen wird. Stücke wie ,, Mrs. Miniver " ,,, The white cliffs of Dover", ,, Sergeant York" haben zur siegreichen Beendigung des Krieges


