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MIT MIR IN AMERIKA

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riat das erlauben... Das sieht am Ende sogar die weltuner­fahrene junge Künstlerin ein. ,, Aber Sie können doch nicht von mir verlangen, daß ich unter diesen Umständen weiter mit meinem Mann unter einer Decke ich meine, unter einem Dache" ,, Mein liebes Kind!" sagt der Producer und nimmt sie, wie in solchen Fällen üblich, väterlich an der Hand: ,, In zwei Monaten können wir mit dem Schießen beginnen. In drei Monaten kommen wir mit dem Film heraus. Was nachher ge­schieht, geht mich und die Kirche nichts mehr an! Vielleicht fallen wir durch... Aber bis dahin", fügt er drohend hinzu, ,, bis dahin...! Sie wissen, wozu eine Gage wie die Ihrige ver­pflichtet!"

,, Gut", sagt die zu allem entschlossene junge Frau am Ende dieser mehr als peinlichen Unterredung. Ich werde warten... Ich werde mit zusammengebissenen Zähnen... Mit zusammen­gebissenen Zähnen werde ich... Aber scheiden laß ich mich dann doch!"

Leicht gesagt, aber wie kann man, wenn man in einem Film, der rund um die ganze Erde läuft, allabendlich in zwanzig­tausend Lichtspielhäusern die heilige Lysieux oder Genoveva spielt, sich gleichzeitig von seinem Mann scheiden lassen? Man muß zumindest warten, bis die Einnahmen abzuflauen beginnen. Nun, da kann die mittlerweile weltberühmt gewordene Künst­lerin bis zu ihrer goldenen Hochzeit warten. Wozu sie auch ent­schlossen scheint. Man sieht den Einfluß der Kirche auf die guten Sitten von Hollywood .

Ich schlage vor, daß ein New- Yorker Producer diesen Stoff zur Bearbeitung für eine abendfüllende Komödie Somerset Maugham anvertraut, dessen menschenkennerischem Witz ich ein Leben lang Dank schulde.