DER ROSENKRANZ DESPATERSSERRA 351

gemacht hatte. Er antwortete:Ein Heuwagen, mit wirklichem Heu beladen und von wirklichen Pferden gezogen. In der kali- fornischen Landschaft hätte er wahrscheinlich geantwortet:Ein Veilchen von natürlicher Größe, und auf dem Hollywooder Boulevard:Eine Frau in Röcken. Denn so etwas scheint es hier überhaupt nicht zu geben, zumindest nicht im Straßenbilde. Die sich anziehen, bleiben offenbar in ihren vier Wänden. Aber wer bleibt in dieser einladenden Stadt zu Hause? Da den ganzen Tag die Sonne durch die in den Himmel wehenden Palmenwipfel scheint und jeden Tag Sonntag ist und das ganze Jahr Mai, spielt alles zwischen Abendröte und Morgenrot, ja sogar zwischen Morgen und Abend mehr oder weniger sich im Freien ab, und die freie Damentracht trägt diesem Umstand Rechnung. DerSchlafanzug, wie wir drüben Pyjama irrtüm- lich übersetzten, wird hier gleich nach dem Erwachen angelegt. In allen Farben spielend, von Scharlachrot über Zeisiggrün bis Ultraviolett, erweist er sich in diesem kapuanischen Klima jeder Lage gewachsen, im Bureau ebensowohl wie auf dem Tanz- boden, auf dem Strand wie im Studio. Sogar geritten wird im Pyjama, und es gibt fortgeschrittene Prediger, die, durch Bade- schuhe ergänzt, es nicht einmal beim Gottesdienst ausgeschlossen sehen wollen. Übrigens wird die scheinbare Zwanglosigkeit, auf die es sich beruft und die nach unten hin nackte Füße mit Sandalen zweckmäßig ergänzen, nicht nur durch die geschmink- ten Fußnägel widerlegt, sondern auch durch eine überaus kunst- volle Haartracht, in der die Hollywooder Schönen sich, und offenbar nicht nur sich, gefallen. Ich nenne sie die Bettvorleger- Frisur, denn, eine Art Allongeperücke aus wirklichen Haaren die natürlich entsprechend gefettet und gebraten sind aber auch künstlichen wolligen Einlagen, hängt sie wie ein Bett- vorleger über allerreizendste Nacken bis zur ungefähren Mitte des Leibes herunter, Rahmen und Hintergrund zugleich für ein junges Gesichtchen und einen Lilienstengelhals. Damen über