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MIT MIR IN AMERIKA

durch ein noch malerischeres Kostüm, von dem ich nicht ganz sicher bin, ob es der Nationaltracht des halb spanischen Colo­ rado entspricht. Sie tragen libellengrüne Seidenleibchen, schwarze Hemden wie die hier offenbar nicht unbeliebten italienischen Faschisten, und langgebundene, grellfarbige Krawatten. Auch die jüngeren Mädchen und Frauen- girl ist ein weitherziger und auch weithosiger amerikanischer Begriff-schwelgen in kühnen Farbenzusammenstellungen, nicht nur der Gewandung. Die bei uns übliche Frauenkleidung tragen sie offenbar nur zu Hause in strengster Intimität, doch ehe sie auf die Straße treten, ziehen sie ein dieser Gelegenheit entsprechendes farben­tolles Pyjama an. Eine Schöne, die an mir vorbei aufs Postamt geeilt ist, um einen Brief persönlich aufzugeben, sieht aus wie Greta Garbo als Mädchen aus dem Westen: ein weiblicher Cowboy, mit einem Mund wie eine sündhaft rote Kamelie, steckt sie, langausschreitend, mit der düsteren Glut ihrer mandelförmig zubereiteten schwarzen Augen das ganze Post­amt in Flammen. Worauf sie, sichtlich befriedigt vom Erfolg ihrer Bemühung, eine Zigarette anbrennt und, die Hände in den Hosentaschen, um die Ecke zum Drugstore strolcht, um dort den glühenden Magdalenenmund mit der landesüblichen Eis­creme zu löschen.

Der landschaftliche Hintergrund von Colorado Springs macht es nur um so verständlicher, daß man hier den ,, Jeder­mann" aufzuführen gedenkt; er erinnert mehr noch als an die Schweizer Bergriesen an den Untersberg und den Watzmann bei Salzburg . Nur daß der Watzmann hier Cheyenne heißt und bis zur Höhe unseres Dachsteins emporsteigt, wo bekanntlich ,, der Aar noch haust". Es ist aber kein Adlerhorst, sondern eine wohleingerichtete landesübliche Cafeteria, die einen auf seiner Höhe erwartet; sie sieht von außen wie von innen genau so aus, als stünde sie am Broadway, wenngleich sie einen ver­gleichsweise etwas gelangweilten Eindruck macht. Auch fährt