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MIT MIR IN AMERIKA

ausgeschlossen. Und Emerson ist Concord; er war sein Goethe und Schiller und Plato in einem und alles dies auf der Höhe des neunzehnten Jahrhunderts, des bildungsfreundlichsten unter allen Jahrhunderten.

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Das reizende Concord wäre auch sonst einen Ausflug wert, der aber hinterher durch Emerson eine höhere Weihe emp­fängt. Inmitten einer arkadischen Landschaft gelegen, an einem Flüßchen, das so stille fließt, daß man kaum festzustellen ver­mag, nach welcher Seite die jungen Mädchen von Concord jedenfalls konnten es mir nicht sagen, und es schien, daß sie nie darüber nachgedacht hatten zählt es ungefähr fünf­tausend Einwohner und mindestens ebensoviele alte Bäume, die ausnahmslos die hübschen Villen überragen. Andere Häuser als Villen scheint es, von der kurzen Main Street ab­gesehen, in Concord kaum zu geben, noch auch andere Leute als Villenbesitzer. Sogar das reizende Gasthöfchen, in dem ich mich ein paar Tage lang von den tausendfenstrigen New­Yorker Zinsburgen erholte, sieht wie eine Villa aus oder, wenn es hoch kommt, wie ein Gartenschlößchen. Die Zimmerchen, in die man über verwinkelte Treppen gelangt, haben große Num­mern, und über jede ihrer gastlichen Eingangstüren klettert ein kleiner Buntspecht aus Metallguß empor, der als Tür­klopfer dient. Die weibliche Bedienung im Frühstückszimmer, wo die Morgensonne durch Mullgardinen scheint, ist erbsen­grün, mit Rokokoschürzen und Häubchen im Stil des achtzehn­ten Jahrhunderts, auf dem einladend gedeckten Tisch stehen Dorfrosen neben den spiegelnden Kompottgläsern, und der mitteilsame Wirt hat für jeden seiner sieben oder neun Gäste im Vorüberwandern ein freundliches Wort und für die alte Dame in der Ecke zwei. Lessings ,, Minna von Barnhelm " oder ein schmunzelndes Lustspiel seines englischen Zeitgenossen Goldsmith würde wunderbar in diesen Rahmen passen.

Eine Villa unter Villen ist auch das Emerson- Haus, die