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Napoleon war. Sie schilderte seinen mystischen Basiliskenblick, wie sie ihn schon oft geschildert haben mochte, und nagelte ihn mit ein paar nadelspitzen Worten ein für allemal in unserem Gedächtnis fest. Dann fing sie an, von Alexander Hamilton zu sprechen und sprach stundenlang von diesem faszinierendsten Charakter der amerikanischen Geschichte, der auch sie derart faszinierte, daß sie ein Stück über ihn schreiben wollte oder auch wirklich schrieb. Was sie in diesem Zusammenhang redete, ging mir nicht verloren. Ich habe Dorothy Thompson seit jenem Abend nicht wieder gesehen, aber ich habe mich in den folgenden Monaten auf dem Lande mit dem Charakterbilde dieses merkwürdigen Aristokraten, der in Amerika die Demokratie verwirklichen half und in einem törichten Duell wie Lassalle fiel, näher vertraut gemacht. Ich habe viel über ihn gelesen und nachgedacht. Und ich bin heute überzeugt, daß Schiller , hätte er Hamilton um zwanzig Jahre statt um ein Jahr überlebt, seinem Fiesko" und„, Wallenstein " einen Alexander Hamilton in fünf Akten hätte folgen lassen.
Aristokrat im Dienste der Demokratie... Es ist vielleicht doch kein Zufall, daß die sieghafte Damenhaftigkeit und Weiblichkeit dieser amerikanischen Pfarrerstochter den Betrachter wie den Bewunderer so nachhaltig an die dominierend lächelnden Frauenbilder des achtzehnten Jahrhunderts hat denken lassen. Es war auch das Jahrhundert Hamiltons, wie es das Jahrhundert Mirabeaus war.
Über diesen beiden Frauenbildern, Eleanor Roosevelt und Dorothy Thompson , darf ich ein drittes nicht außer Betracht lassen, das ehrwürdigste von den dreien. Es ist dasjenige der Mrs. James Roosevelt, der Mutter des Präsidenten. Ich hatte einen Empfehlungsbrief Basil Maines, des englischen Biographen Roosevelts, an sie und sah mich von der damals fünf


