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MIT MIR IN AMERIKA

denn wie es in dem herrlichen Gedicht von Kipling heißt: ,, The West ist the West and the East is the East And never the twain will meet."

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Die wahre Gesellschaft hingegen ist in Amerika , und, wie mir scheint, besonders in New York , ohne die koordinierenden Begriffe von Mankind und Humanity gar nicht denkbar. Um diesen Zusammenhang zu erhärten, werden die sogenannten Tributdinner veranstaltet, bei denen man für teures Geld un­verhältnismäßig schlecht iẞt, aber mit den schönsten Reden ab­gespeist wird. Das ist ein nicht zu unterschätzender Genuß, den nur der Hitler - Emigrant aus naheliegenden Gründen sich kaum vergönnen kann.

Was mich betrifft, so sah ich mich, wenn auch nicht gleich, so doch bald nach meiner Ankunft, auf andere Art als durch eine schöngedruckte Sechs- Dollar- Einladung in diese menschen­freundlichen Kreise hineingezogen.

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Eines Tages begegnete ich auf einem Spaziergang im Central Park dem Dichter Ernst Toller , der mit aufgerissenen Augen und erhobenen Händen auf mich zukam. Ich las in seinem schönen, beredten Gesicht deutlich, was mir sein ausdrucksvoller Mund der Mund eines Schauspielers noch mehr als eines Dichters zartfühlend verschwieg: daß die Nachricht von meinem Tod, die auch durch ein paar amerikanische Zeitungen gegangen war, auch ihn veranlaßt hätte, mich von der Tafel der noch lebenden Hitler - Opfer abzuschreiben, und daß er in keiner Weise darauf gefaßt gewesen war, mir an einem son­nigen Wintertag im Zauberlicht New Yorks noch einmal zu begegnen.

Ich gab ihm meine Adresse, und tags darauf erhielt ich eine Einladung, als Ehrengast einem Pen- Club- Dinner beizuwohnen, bei dem die First Lady sprechen würde. Wahrscheinlich hatte Toller darauf hingewiesen, daß ich als der einzige Pen- Club­Chairman auf der ganzen Erde für diese ehrenamtliche Funk­