hindert, daß das Naturwissenschaftliche Museum New Yorks, das ich erst später kennenlernte, sicher eines der großartigsten der Welt ist.
Das ist auch das Metropolitan Museum , mit seinen weitläufi- gen, airconditioned Bildersälen, den bestgelüfteten der Welt. Aber daß ich es in jenen ersten Monaten zum Hauptquartier meiner Mußestunden erkor, hat wohl noch einen anderen Grund, der mir erst hinterher bewußt wurde. Es ist unter allen amerikanischen Kunststätten diejenige, die, an Europa erinnernd, uns am meisten und am deutlichsten von Europa er- zählt. Es ist das missing link zwischen der amerikanischen und der europäischen Kultur. Seine Bilderschau erzählt von einer anderen Welt, die hinter uns in Rauch aufgeht.
Die Bilder sind nicht nur die besten, auch die bestgehängten und bestbeleuchteten der Alten Welt. Keine mit Bildern der- selben Periode oder gar desselben Künstlers„gepflasterten“ Wände, wie im Pariser Louvre, aber auch keine snobistische Auslese allerhöchster Meisterwerke in einem Allerheiligsten der Kunst atemberaubend zusammengedrängt, wie in der Tribuna in Florenz oder dem Kabinett der kapitolinischen Venus. Hier gibt es keine Rangordnung, keine Hierarchie, kein Agio der Vergangenheit und des„Schon-so-lange-tot-Seins“, an das wir zu Hause bis zum Überdruß gewöhnt, zu dem wir erzogen waren. Es gibt auch keinen grundsätzlichen Unter- schied zwischen modernen und alten Meistern, nur was die Kunstgeschichtler„Qualität“ nennen und was sie in ihren esoteri- schen Konventikeln gradweise zugestehen oder absprechen. Ein Tizian hängt neben einem Whistler, ein C&zanne neben einem Watteau, ein Manet neben einem Velasquez und, wenn’s drauf


