NEW YORK UND DER NICKEL

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war der Ursprung der Bezauberung jener strahlenden Winter­tage und schimmernden Frühlingsmorgen, als die Büsche im Central Park weiß zu blühen begannen? Ich glaube, vor allem in zwei Dingen, die New York mit jeder anderen Stadt gemein hat und die doch einzig sind in New York : Das Licht und die Luft.

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Die Luft in New York an schönen Tagen es gibt auch andere ist reiner und erfrischender als irgendeine andere Stadtluft, die Luft gewisser italienischer Städte nicht aus­genommen, die gleichfalls am Meere liegen. Ein Meeresatem, eine Brise, hat diese weitgereiste Luft, die aus unendlicher Ent­fernung über den Ozean gereinigt herüberkommt, auf die natürlichste Weise der Welt alle jene Eigenschaften, die man in Amerika auf künstliche Weise herstellt, indem man sie keim­frei, air conditioned, macht. Daß sie vollkommen keimfrei ist, möchte ich trotzdem nicht beschwören, noch auch, daß sie nicht hin und wieder etwas Ruß auf ihren Flügeln von den himmel­hohen Kaminen auf dich herunterweht. Aber vom Straßen­grund gesehen, ist sie vollkommen staubfrei, und, was das merkwürdigste ist, auch lärmfrei. Die sechsfache Reihe spiegeln­der Automobile fließt die Fifth Avenue , die zehnfache die Park Avenue nahezu lautlos auf und nieder. Nur ein zitterndes Brausen steht in der Luft, das aber mit Lärm nichts zu tun hat. Es ist nur ein gleichbleibendes Schwungrad- Sausen der Betrieb­samkeit, das in ein leises Fauchen flüchtig übergeht, wenn die durch lautlose Lichtsignale gestaute Wagenreihe dem Fuß­gänger Platz macht, der, an den bebenden Schnauzen sprung­bereiter Kraftmaschinen vorüberhastend, seinen Weg von einer Straßenseite zur anderen nimmt.

Das Licht New Yorks aber ist etwas, das man im allgemei­nen einer Weltstadt am wenigsten nachrühmen kann, nämlich jungfräulich. Ich kann es nicht anders sagen. Es ist ein kos­misches Urweltslicht, das Licht des ersten Schöpfungstages, so­