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MIT MIR IN AMERIKA

dem vorigen Krieg hervorgegangenen verhärteten Gemütsart, deren Bekämpfung hier den Demokraten, und nicht nur den aus anderen Erdteilen zugereisten, viel zu schaffen macht. Auf das New- Yorker Straßenleben bezogen, gehört dieses abgestumpfte Vorbeisehen an dem, was einen nicht unmittelbar berührt, freilich auch zum Bilde der Großstadt, jeder Großstadt. Und New York ist nicht nur eine Großstadt, sondern eine Weltstadt, die Weltstadt, mit allen Schattenseiten, aber auch Sonnen­seiten einer solchen. New York ist ein Superlativ und alles nimmt hier, das merke ich bald und nicht nur beim Spazieren­gehen, einen superlativischen Charakter an: die vierstelligen Hausnummern, die Nächstenliebe, wie auch die Unempfindlich­keit gegen das Schicksal des Nebenmenschen. Aber wie könnte das auch anders sein in dieser ungeheuren Menschenmühle, in welcher der einzelne, jeder einzelne, und wenn er wer immer wäre, nur ein Staubkorn ist? Aber die unsentimentale Dynamik dieser Riesensiedlung hat etwas Bezauberndes. Man fühlt sich fortgerissen, man fühlt sich hingerissen, emporgerissen, wie im Elevator, der himmelan schwebt. Die Neuangekommenen zumal gehen hier alle eine Zeitlang herum, als wären sie dank den mechanischen Leistungsmöglichkeiten dieser Stadt dem Himmel tatsächlich näher gekommen. Das Beklemmende der Weltstadt spüren sie erst etwas später. Aber was auch dann noch bleibt, ist die trotz alledem tröstlich zustimmende Erkennt­nis: Weltstadt, nun wohl! Aber wenn schon Weltstadt, dann New York ! New York ist einzig! sagen die Fremden, die sich hier im Handumdrehen heimisch fühlen, und die New- Yorker, die in New York nie ganz zu Hause sind. Darum wechseln sie wohl auch so häufig ihre Wohnung. Nichts ist unbeständiger in New York als eine ständige Adresse.

Der neugierige Einwanderer, der in New York herumgeht wie ein Kind in einer Weltausstellung, hat es nicht leicht, sich über seinen ersten Eindruck nachher Rechenschaft zu geben. Wo