NEW YORK UND DER NICKEL

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dieser Art gehörten, die bleiben würden, um mich zu ver­anlassen, einen Weg zu gehen, der mir, wie mir schien, durch mein Schicksal innerlich vorgeschrieben war. Als ich aber dann soweit war und meinen Rechenschaftsbericht den maßgebenden New- Yorker Verlegern vorlegen konnte, stellte sich heraus, daß sie daran wenig Freude hatten. Sie hatten im Laufe der letzten fünf Jahre seit Hitlers Machtantritt zahllose Manu­skripte dieser Art vor Augen gehabt, denn jeder, der einem deutschen Konzentrationslager entronnen war und eine Feder halbwegs handhaben konnte, fühlte sich verpflichtet, seine schauerlichen Erfahrungen zu verbüchern. Für das amerika­ nische Auge lasen sie sich wie Mystery- Stories, wie Schauer­märchen, die sich als, true stories" ausgeben, das heißt die Wahrheit anschminken, um den Leser vorübergehend einzu­fangen. Noch Ende 1943 schrieb Arthur Koestler , der es wissen muß, in einem aufsehenerregenden Artikel der, New York Times ", daß neun unter zehn Durchschnittsamerikanern Be­richte über die Unmenschlichkeiten der deutschen Konzentra­tionslager als ,, Propaganda" ablehnen. Diesen Vorwurf freilich konnte mir niemand machen; ich hielt mich sichtlich an die Wahrheit. Aber diese Wahrheit war verhältnismäßig farblos, weil nicht so blutgetränkt, wie man es bei einer richtigen Mystery- Story, den Gesetzen dieser Gattung entsprechend, vor­aussetzen durfte, und hatte außerdem den Nachteil, Amerika möglicherweise einem Kriege näher zu bringen, den man, ver­ständlicherweise, um jeden Preis zu vermeiden wünschte. In­folgedessen machte man meinem Wechselbalg gegenüber einen anderen Einwand, dem schwerer zu begegnen war, als dem Vorwurf der Propaganda", den meine wahrheitsgetreuen Schilderungen offenkundig widerlegten. Man fand, daß sie, un­geschminkt wie sie waren, zu blaẞ anmuteten, oder, wie ein Verleger in einem fein stilisierten nicely worded, heißt das auf Englisch - Handschreiben sich ausdrückte, daß aus meiner

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