NEW YORK UND DER NICKEL

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Eine Vorschule zu New York ist der riesige Central Park zu­gleich so etwas wie ein Aperçu Amerikas . Es gibt hier alles, was das Leben in der Neuen Welt reizvoll macht, und freien Himmel dazu, einen wahren Ozean von freiem Himmel. Es gibt das Größte und das Kleinste: ein Heer wohlbeleibter Eichkätz­chen, die einem zahm und genäschig aus der Hand fressen, aber auch, im Zoo, die mächtigsten Tigerkatzen, die erstaun­lichsten Löwen und eine Gruppe von Seelöwen, die ein vor­bildliches, von der Öffentlichkeit wohlwollend kontrolliertes Familienleben führen, indem sie abwechselnd sich sonnen und baden. Es gibt einen unebenen, felsig durchwachsenen Land-­schaftsgarten, den ich gleich das Berner Oberland nenne, und mitten darin, an einem einsamen Seeufer, eine überlebens­große einsame Schiller- Büste; und es gibt, nicht allzu weit von diesem Denkmal eines früheren Deutschland , auch einen nicht minder überlebensgroßen Polarhund in Bronze, der im Jahre 1926, auf einer arktischen Expedition, den Anspruch auf Un­sterblichkeit erworben hat. Daß eine Beethoven- Herme sich neben einem beängstigend umfangreichen Musikpavillon er­hebt, wird niemand in Erstaunen setzen, eher, daß eine zweite Herme dicht bei ihr steht, auf deren Sockel man den Namen Morse liest. All men are equal, und der Erfinder des Tele­graphen steht auf dem gleichen Ruhmessockel wie der Erfinder der Neunten Symphonie.

In der ungefähren Mitte des Parks dehnt sich ein kleiner Alpensee, dessen Wasser, vom Wind aufgerauht, blauweiße Wellen wirft; das sogenannte Reservoir. An klaren Winter­tagen ist seine Eisfläche von einem Schneegestöber weißer Möven überschaukelt. Es liegt etwas höher, und zu Füßen des Wasserturms, der es bewacht, dehnt sich ein gärtnerisch ge­pflegtes Rasenrund, das zu umkreisen ein rüstiger Spazier­gänger ungefähr zehn Minuten braucht, und über das hinweg man, vom oberen Rand gesehen, die wunderbare Sky- Line der