seine Ratgeber bei Tag und Nacht zu den unmöglichsten Stun- den an. Einmal wünschte er seinen Ministerpräsidenten zu sprechen, der gerade im Burgtheater war.„Wen darf ich mel- den?“ fragte der Diener.„Sagen S’ nur, der Kaiser “, war die zögernde Antwort. Es ist Charme in dieser Antwort, ein sehr österreichischer, sehr habsburgischer Charme. Aber die Zeit verlangte nach entschlosseneren Tönen.
Das Schlimmste an der Unentschlossenheit— auch eine traditionelle habsburgische Eigenschaft übrigens— ist, daß sie sich plötzlich, und gewöhnlich im allerungeeignetsten Augen- blick, in Entschluß zu wandeln pflegt. Als Kaiser Karl im Herbst 1918 absolutistisch zum Föderalismus umschwenkte, war es zu spät für diese Schwenkung. Ein Jahr vorher hätte sie Österreich vom Untergange retten können.
Nur in einem Punkte war der Nachfolger dem Vorgänger ähnlich; er war vom Unglück verfolgt wie dieser. Der Unter- schied war nur, daß Franz Joseph sich in sein Unglück als in einen Kaisermantel hüllte. Karl ließ den schweren Purpur- mantel fallen; er stand da und war nichts als unglücklich.
Das Unglück der unglücklichen Hand wurde zum Verhäng- nis auch in der sogenannten Sixtus-Affäre, die zum erstenmal den hippokratischen Zug des neuen Regimes mit erschreckender Deutlichkeit hervortreten ließ.
Ein politischer Handstreich, dilettantisch ausgeführt, weist diese Sixtus-Affäre des ersten Weltkrieges eine fatale Ähnlich- keit auf mit dem Looping-the-loop-Kunststückchen, das Rudolf Heß im zweiten Weltkrieg, aus seinem Flugzeug nieder- purzelnd, vor einem erstaunten England zum besten gab. Was jüngstens England, war in unserem Fall Frankreich und Churchill hieß damals Clemenceau .


