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ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG
Es war die Revolution avant la lettre. ,, Komödie" stand auf dem Theaterzettel.
Was durch die propagandistischen Bemühungen des deutschen Hauptquartiers nach Möglichkeit verschleiert werden sollte, war erstens, daß dank dem Convoy- System amerikanische Truppen bereits in die französische Front einströmten und zweitens, daß Österreich unter dem jungen Kaiser Karl Seitenwege einzuschlagen begonnen hatte, die zum Frieden führen konnten.
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Der junge Kaiser, auf dessen„ Nibelungentreue" nichts Treuloseres als Nibelungen kein unbedingter Verlaẞ war, hatte keinen leichten Stand. In seinem Reiche galt von jeher nur das Alte, und das Neue erst, wenn es heranalterte. Jeder Österreicher sah sich von Jugend auf dazu erzogen, gestriges Brot zu essen, was sich hygienisch vertreten läßt; aber Karl hatte keine achtundsechzig Jahre zuzusetzen wie sein Vorgänger in der Regierung; er hatte Eile und, beim besten Willen, keine glückliche Hand. Der Versöhnungsweg zu den großen Demokratien führte über die Demokratie, das hatte er richtig erfaẞt; aber ohne rechten Mut, das Parlament einzuberufen, brachte er es persönlich auf dem Wege zur Demokratie nur bis zur fürstlichen Leutseligkeit, von der er ausgiebig Gebrauch machte. Er saß unter der Linde im Garten des schlichtesten seiner Schlösser. Es war das liebliche Laxenburg , wo sein Ahnherr Karl VI. vor zweihundert Jahren den Reiher hatte steigen lassen und wo jetzt Karl , der Spätere, im Freien Audienzen erteilte, als ob es gutnachbarliche Besuche wären. Seine Frau Zita , mit der ihn ein vorbildliches Eheleben verband, goß den Tee ein, während er- unerhörter Vorgang im Hause Habs burg dem Gast die Zigarette anzündete. Der neue Kaiser brach auch sonst vielfach mit der Tradition; er fuhr im Auto, bediente sich des Lifts, ja er ging sogar ans Telephon und rief


