BESUCH IM DEUTSCHEN HAUPTQUARTIER
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mustert.., O. H." ausgesprochen Oha sagte der Regimentsarzt, worauf man mich anwies, so wie ich war, mich ins Vorzimmer wieder zurückzuziehen. Draußen angelangt, fragte ich den hinter seinen Papieren in der Ecke sitzenden Feldwebel: ,, Oha- was heißt das?" Worauf mir, im schönsten Wiener Dialekt, die bezeichnende Antwort ward: ,, Fragen S' nicht! Frei gehen S'." Erst später erfuhr ich, daß O. H. die unter Eingeweihten übliche Bezeichnung für ,, Organischer Herzfehler"
war.
Aber ganz entging ich meiner Militärpflicht doch nicht. Sie trat nur in verschleierter Form an mich heran, als Einladung, mich einer Abordnung österreichischer Publizisten anzuschließen, die zu einem Besuch der deutschen Westfront mehr befohlen als aufgefordert worden war. Diese patriotische Zumutung, vom Leiter des österreichischen Kriegspressequartiers gefertigt, war kaum abzulehnen. Das Verhältnis der beiden führenden Zentralmächte Österreich- Ungarn und Deutschland war damals ungefähr dasselbe wie im Jahre 1940 unmittelbar vor dem Zusammenbruch das Verhältnis Frankreichs und Englands. Innerlich bereits ausgehöhlt, mußte es natürlich um so emsiger ,, ausgebaut und vertieft" werden, wie bei uns die Formel lautete.
Es waren die Tage von Brest- Litowsk , die den westlichen Demokratien deutlich vor Augen führten, was ein deutscher Friede bedeuten würde. Auch die italienische Front entwölkte sich hoffnungsvoll, wir waren im Vormarsch auf Venedig und hätten es wohl erreicht, hätten nicht höfische Einflüsse den strategischen Plan durchkreuzt. Conrad, der alles nur kein Leisetreter war, hatte sich bereits zurückgezogen und in Arz einen ziemlich farblosen Nachfolger gefunden. Ich glaube, es war Arz, der ein Jahr später, bei Abschluß des italienischen Waffenstillstandes, dadurch, daß er in seinem Antworttelegramm das Datum nicht genau fixierte, der in Autokolonnen vorprellenden
12 Verlorene Zeit


