DER NOVELLIST MELDET SICH ZUM WORT
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Und er entnahm dem geöffneten Briefumschlag eine Photographie, auf dem seine Frau mit dem nackten Neugeborenen im Arm sich für den Abwesenden hatte verewigen lassen. Er weidete sich an ihrem Mutterglück, streichelte mit der Fingerspitze die Stelle, wo das Neugeborene in der Luft zappelte, und reichte das Bildchen stolz dem Lehrer.
Der warf einen Blick darauf, stieß einen Schrei aus und ließ die Photographie zu Boden fallen.
,, Meine Frau!" rief er.
Dem anderen fiel sein Brief aus den Händen.
,, Was? Wie? Wieso?" fragte er.
,, Die Mutter deines Kindes ist meine Frau", skandierte Schuberth, als wäre das ein Satz aus dem Toussaint- Langenscheidt, den er zum Übersetzen aufgab.
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Der Kaffeesieder war einigermaßen verlegen. ,, Entschuldige" sagte er verwirrt, während ihm gleichzeitig einfiel, daß es nicht viel Sinn hätte, in Porto Ferrajo deswegen zu seinem Freund ,, entschuldige" zu sagen, und„, pardon", verbesserte er sich, als machte das Fremdwort die Sache besser.
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Der Lehrer fragte streng: ,, Wann habt ihr geheiratet?" ,, Im Oktober... Aber erst gegen Ende. Dein Totenschein war vom 18. Jänner datiert. Es stimmt ich mein: gesetzlich." Der Lehrer nickte: ,, Darum sind meine Briefe von November an als unbestellbar zurückgekommen. Weil meine Frau bereits Wild geheißen hat... Ihr habt's eilig gehabt."
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,, Lieber Freund, ich bin über vierzig... Und meine Frau- deine Frau, du kennst s' ja besser, das heißt länger ist schließlich auch nicht fürs Alleinsein gemacht... Aber deswegen hat sie dich doch anständig betrauert- hochanständig! Also bitte, wenn ich dir das sag'! Nach sechs Monaten noch hat sie sich bei meiner Frau Tant', die was eine Weingutbesitzerin in Neustift am Wald ist, geweigert, an der Kegelpartie teilzunehmen, mit Rücksicht auf die Trauer... Obwohl Kegel


