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ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG
wie anmutig sie sich zu kleiden wußte, wie fein sie immer aussah.
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, Wie gut ist ihr nur die Trauer gestanden", ließ der Kaffeeschenker sich hinreißen, in diesem Zusammenhang träumerisch zu bemerken. Doch mochte er fühlen, daß diese Äußerung nicht sehr taktvoll war, weshalb er möglichst rasch auf das neutrale Gebiet der Kochkunst ablenkte, die abwesende Ehehälfte auch in diesem Punkte in den Himmel hebend. Besonders ihre Anisscharten hatten es ihm angetan, für die, wie er versicherte, das ganze Kaffeehaus geschwärmt hätte. Schuberth konnte das begreifen; erinnerte er sich doch selbst, zumal in seinem jetzigen ausgehungerten Zustand, einer gewissen Bäckerei, mit der ihn seine Gesponsin hin und wieder zum Nachtisch erfreute ,,, auch etwas mit Anis Anisschnitten... Die Poldi hat sie immer für die ganze Familie backen müssen."
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,, Hat die deinige Poldi geheißen?" fragte der Cafetier. ,, Ja. Poldi. Und die deinige?"
,, Dini."
,, Und sie war Witwe?"
,, Kinderlose Witwe... Nach einem gewissen..."
Aber er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, da der italienische Unteroffizier, der seine Siesta beendet hatte, eben aus der Tür der Lagerkanzlei trat.
,, Ecco", sagte er mürrisch, ein aufgerissenes Paket mit Liebesgaben in der Hand.
Das Paketchen war seit acht Wochen unterwegs, die Schokolade zerbrochen, die Zigarettenschachtel leer. Dennoch hatte der Kaffeesieder Freudentränen in den Augen, als er, einen Brief in der Hand, der auf dem Grund der Schachtel über dem duftenden Anisbrot lag, sich dem Freunde wieder näherte.
,, Du kannst mir gratulieren", sagte er:„ Ich bin Vater."


