162

ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG

lingen und Rosen zu reden, als wär' über das andere weiter nichts mehr zu sagen. Auch macht er sich gleich an die Arbeit, und wie ich mittags von meinem Spaziergang nach Hause komm', seh' ich ihn in seiner blauen Arbeitsschürze im Rasen knien und Blumen aussetzen. Bei dieser Gelegenheit fällt mir auf, daß er ganz grau geworden ist in den paar Monaten. Er hätt' noch Zeit gehabt, mit dreiundvierzig, denk' ich mir, red' aber nichts darüber. Es ist ja auch wirklich das wenigste, was einem im Krieg passieren kann..."

Der alte Leutnant zündete eine Zigarette an, seine Finger zitterten. Dann sagte er, tief aufatmend:

,, Das war gestern mittag. Nachmittag war ich in der Stadt, bei meiner Schachpartie, und kam erst nach dem Abendessen wieder hinaus. Es war ziemlich spät geworden, trotzdem sah ich im Glashaus noch ein Licht brennen. Offenbar war der Anton noch wach und mit irgendeiner Arbeit beschäftigt. Zuerst wollt' ich ihn deshalb auszanken. Doch kam ich davon wieder ab. Es ist ihm wohl auch eine Art von Erholung, dacht' ich mir, nach allem, was hinter ihm liegt.

Heute morgen begegnete ich bereits allenthalben den Spuren seines Fleißes. Im Arbeitszimmer empfing mich ein frisch erblühter Azaleenstock, auf dem Frühstückstisch ein Gebinde von Tulpen und Anemonen und in allen Vasen prangten Blumen, als ob meine Selige noch gelebt und Besuch erwartet hätte... Ich war davon um so angenehmer überrascht, als mich der Aus­hilfsgärtner in Antons Abwesenheit nicht eben verwöhnt hatte und ich den Anblick lang hatte entbehren müssen. Es drängte mich, Anton für seine Aufmerksamkeit zu danken und ich ging in den Garten, um ihm die Hand zu drücken.

Aber trotz des herrlichen Morgens und obwohl er ein Früh­aufsteher war, wie jeder gute Gärtner, fand ich ihn nicht im Freien. Und auch in seinem Zimmer war er nicht, ja er hatte es, nach dem unberührten Bett zu schließen, wohl gar nicht be­